4. Januar 2018

Sie sind da!

Die erste Aufregung ist vorbei - Sherlock und Loki sind jetzt zwei Tage hier, und wir hatten schon jede Menge Spaß.

Vom Tierheim Uhlenkrog in Kiel bekamen wir noch einen großen Transportkorb geschenkt, in den auch Sherlock gut reinpasst; während der kleine Loki tapfer in der Ex-Schleichmeister-Box saß und auf dem ganzen langen Weg nach Hause keinen Ton von sich gab, maunzte der Große herzzerreißend und arbeitete sich an der Badematte ab, die wir ihm als Unterlage reingelegt hatten. Zuhause angekommen, war er dann allerdings als erster aus der Kiste wieder draußen.
Als Eingewöhnungszimmer hatten wir ja das Arbeitszimmer vorgesehen, und die erste Stunde saßen wir auch gemütlich alle beisammen und lernten uns kennen. Es gab für jeden einen Katzensnack, der so große Begeisterung hervorrief, dass die beiden Herren in trauter Einigkeit sofort den Papierkorb auskippten, um sich selbst davon zu überzeugen, dass in der dazugehörigen Verpackung aber auch wirklich gar nichts mehr drin war. Anschließend kam Sherlock zu dem Schluss, dass diese lumpigen fünfzehn Quadratmeter doch wohl nicht alles gewesen sein konnten. Wir dachten uns noch nichts dabei, als er an der Tür Position bezog und, wie wir dachten, sehnsüchtig nach oben guckte. Er nahm aber nur Maß: Ein gezielter Sprung, ein kräftiger Schlag auf die Türklinke, und ruckzuck war nicht nur er draußen, sondern auch Loki, der dann allerdings nach dem zügigen Marsch ins Erdgeschoss von seiner eigenen Courage überholt wurde.
Ganz offensichtlich war das hier seine erste Begegnung mit einem vollständig bemöbelten Menschenhaus, mit Teppichen, Treppen, Türen - und dann auch noch einem Tannenbaum, der aber immerhin schon mal gute Deckung bot.
Sherlock hingegen spazierte sofort zur Terrassentür und machte einen langen Klimmzug, um rauszugucken, dann legte er sich aufs Sofa.


Die erste Nacht verging dann ganz unspektakulär. Die beiden Herren zogen sich wieder ins Arbeitszimmer zurück, wo Loki tatsächlich den Schreibtischstuhl als Schlafunterlage auswählte, obwohl der sich beim Erstkontakt so unerfreulich mobil gezeigt hatte. Sherlock entschied sich für den Katzenkorb. Wir stellten am Morgen lediglich fest, dass die Zeiten rum sind, in denen wir  Lebensmittel offen zugänglich liegen lassen können - die Gefriertüte, in der ein Brotlaib auf der Spüle über Nacht hatte auftauen sollen, war jedenfalls nur noch streifenweise vorhanden und hatte deutliche Krallenspuren.

Gestern dann ging es schon etwas ruhiger zu. Beide Kater leisteten mir beim Arbeiten Gesellschaft, erst im Arbeitszimmer, später dann auf dem Sofa im Wohnzimmer, und auch Loki, der von der Größe seiner neuen Behausung noch ebenso überwältigt ist wie von den ganzen Sachen, die drin stehen, entspannte sich langsam. Es ist allerdings erstaunlich, wie sich das Verhalten der beiden umgekehrt hat: Im Tierheim war Sherlock schüchtern und zurückgezogen, Loki hingegen frech, neugierig und großmäulig. Im Haus spielt Sherlock jetzt seinen "kenn-ich-alles"-Vorteil aus, während Loki plötzlich nur noch aus einem riesigen Paar Augen zu bestehen scheint und erst einmal allem, was sich bewegt, aus dem Weg geht. Eigentlich hätten wir die beiden Tom Sawyer und Huckleberry Finn nennen müssen ...