Action!

"Ach, hallo, Mensch, guten Morgen auch ... Nö, hier war weiter gar nichts los. Wie sollte auch, ich bin ja nachts ganz allein, und ihr pennt nur und macht nichts mit mir, das ist manchmal schon ein bisschen langweilig. Meist schlafe ich ja auch, aber heute Nacht wollte ich einfach ein bisschen Spaß haben. Und da habe ich mein Spielzeug vom Kratzbaum runtergeholt und meine Spielmäuse gejagt und mein Minzekissen durchgekaut und meine Kastanie über den Boden geschnippt und meine Bällchen bis zur Tür und die Kellertreppe runtergedribbelt. Und ich habe ein bisschen an den Stämmen vom Kratzbaum rumkrawallt, wie ihr immer sagt - den könnt ihr mir jetzt gerne mal wieder geraderücken -, aber dafür sind sie ja auch da. Die habt ihr mir übrigens astrein neu umwickelt, wollte ich noch sagen, die sind schöner als früher! Wieso dann diese doofe Lampe so komisch umgefallen ist, keine Ahnung. Das muss ein Konstruktionsfehler sein, ich hatte damit nichts zu tun ..."

Wir freuen uns jedenfalls, dass unser Krawallo den Deckenfluter nach links und nicht nach rechts gekippt hat, sonst wäre er jetzt wohl hin ...

Durchhalten!

"Duuu, Sherlock! Das darf doch jetzt nicht wahr sein!"

Was denn, kleiner Loki? 

"Seit einer Woche ist es schon so kalt, dass man gar nicht mehr rauswill, und gestern war's ein bisschen besser, da bin ich zumindest mal für ein halbes Stündchen am Stück unterwegs gewesen, mehrmals sogar, aber jetzt? Guck mal da raus!"

Gestern Abend hat's ganz schön geschneit.

"Ja, genau! Und so viel! Als mir der Außer-Haus-Mensch heute Morgen die Tür aufgemacht hat, war's zwar nicht mehr ganz so kalt, aber es liegt noch viel mehr von dem weißen Zeug draußen rum! Da sackt man ein bis zum Bauch, das ist soooo eklig!"

Du bist aber inzwischen ja doch öfter über Schneeflächen gelaufen und gesprungen. Überall rund ums Haus habe ich deine Spuren gesehen, und du hast dich sogar in den großen Schneehaufen vorm Zaun getraut ...

"Musste ich ja! Weil ich sonst nicht durchs Gartentor gekommen wäre! Immerhin kann man da wieder drunter durchschlüpfen. Aber das ist so fies kalt, meine Pfoten mögen das gar nicht."

 

Du bist jedenfalls draußen immer mit viel Tempo unterwegs.

"Ist doch klar, bei den Verhältnissen will niemand mehr Bodenkontakt als nötig."

Lange kann das nicht mehr dauern, es taut doch allmählich.

"Hm. Trotzdem bleibe ich jetzt erstmal wieder im Büro und schlafe im Nest. Weißt du, was das Blödeste an diesem Wetter ist? Die Gerüche sind alle weg, und die Geräusche sind gedämpft. Ich meine, die Mäuse müssen ja irgendwo sein, die machen doch keinen Winterschlaf. Aber man sieht und hört nichts! Denen ist der wahrscheinlich recht, dieser Ekel-Schnee."

Glaub ich nicht, die finden doch auch nichts zu fressen.

"Das ist aber ja auch nicht schön, dann sind die nachher so mickrig, wenn man sie zu fassen bekommt."

Du bekommst doch von den Menschen was Leckeres zu fressen, du bist doch auf Mäuse gar nicht angewiesen.

"Das stimmt, nur fehlt der Kick der Jagd ein bisschen. Wobei, das mit diesem Fummelbrett mittags ist ganz lustig, ich spiele ja gern mit dem Essen. Und abends, bevor die Menschen ins Bett gehen, bekomme ich vom Außer-Haus-Menschen immer noch so ein ganz saftiges Stück Hühnerfleisch, aber bis sie das aus dieser kleinen Tüte rausgefummelt hat, das ist wie bei der Jagd, so viel Geduld braucht man da!"

Du wirst echt verwöhnt von den beiden.

"Naja, geht so. In letzter Zeit wollen sie ganz schön an mir rumerziehen. Morgens setzen sie mich immer raus aus dem Bett, wenn ich nach dem Schmusen noch eine Runde Füßefangen will. Und auf die Arbeitsplatte soll ich wohl auch gar nicht mehr."

Und, hältst du dich dran?

"Nö. Du hast doch immer gesagt, als Katze darf man sich nicht zu gefügig machen, und wenn Menschen Gehorsam wollen, sollen sie sich doch so einen Hund ins Haus holen ..."

Das mit dem Füßefangen würde ich mir allerdings vielleicht doch mal überlegen - du weißt doch, Menschen haben kein Fell, denen sind wir körperlich haushoch überlegen, da muss man manchmal ein bisschen Rücksicht nehmen. Dafür würde ich die Hoheit über Tisch und Arbeitsplatte auf keinen Fall aufgeben. Wiege sie in Sicherheit, tu so, als hättest du gar kein Interesse mehr, und mach dein Ding, wenn sie nicht da sind.

"Aber ich will doch bei ihnen sein, wenn sie frühstücken, und zwar auf Augenhöhe! Na gut, vielleicht kann ich mal drauf verzichten, immer gleich jeden Deckel abzulecken, den ich finde, die meisten sind eh langweilig, aber manchmal ist da noch Joghurt dran oder Frischkäse. Was sie allerdings wirklich nicht sehen sollten, war, dass ich auf den hohen Schrank mit der Mikrowelle springen kann."

Tja, nun wissen sie Bescheid. Isso, kleiner Loki ...

Neuland

Bisher waren wir ja der Meinung, dass Loki ein Bodenturner ist - für große Klettertouren, wie Sherlock  sie uns früher gezeigt hatte, fehlte ihm meist der Mut, und selbst niedrige Gartenzäune stellten für ihn echte Hindernisse dar, die er lieber umrundete als übersprang.

In den letzten Wochen konnten wir allerdings schon öfter beobachten, dass Loki sich den Geräteschrank auf der Terrasse erarbeitete, dessen Dach in etwa einem Meter siebzig Höhe einer von Sherlocks liebsten Ausguckplätzen gewesen war. Sherlock überwand die einssiebzig aus dem Stand, Loki brauchte dafür den Tisch der Picknickbank, die im Winter unter dem Vordach der Terrasse steht. 

 

Endgültig misstrauisch hätte es uns machen sollen, dass unser Kleiner in letzter Zeit sinnend auf dem Küchentisch saß und sich den mittelhohen Einbauschrank genau betrachtete, mit diesem Maßnehmen-Blick, der darauf schließen lässt, dass ein Kater Breite mal Höhe mal Aufwand berechnet. Der Schrank war bisher für ihn off limits und ein beliebter Ort, an dem seine Menschen Nahrungsmittel abstellten, die nicht sofort katersicher verpackt kurzzeitig aus seiner Reichweite gebracht werden sollten. Da die Oberseite unübersichtlich vollgestellt ist - Mikrowelle, Kaffeekannen, Tassenbäume, Dosen etc. -, war Loki wohl zuerst zögerlich bei der Eroberung dieses Neulands. (Oder er turnt schon seit Jahren dort oben herum und hat nur vorsichtig darauf geachtet, dass wir das nicht mitbekommen.)

Heute jedenfalls ertönte aus der Küche ein besorgniserregendes Rumpeln und Krachen. Nun haben wir uns eigentlich abgewöhnt, bei jedem Geräusch gleich zu gucken, was der Kleine wieder anstellt, aber das klang schon gewaltig. Wie wir dann feststellten, hatte Loki eine offene Tupperdose mit einem Rest Quiche entdeckt, und der Käseduft hatte sich wohl als unwiderstehlich erwiesen - jedenfalls verteilte sich der Quiche über dem Fußboden, die Dose lag auf Lokis Futterplatz, und oben auf dem Schrank saß ein Kater mit betont harmlosem "Ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist, ich habe damit nichts zu tun"-Gesicht. 

Wir werden uns zukünftig wohl eine neue Strategie zur Essenssicherung überlegen müssen ...

Wintersonne

Bäh, ist dieses weiße Zeug immer noch da? Da muss ich aufpassen, bloß nicht reintreten ...

Naja, bei dem Licht sieht es zumindest ganz hübsch aus. Und es hat sich
schon so ein kleines Stück von meinem Austritt zurückgezogen.
Die Menschen sagen, irgendwann ist es ganz weg, man muss nur
abwarten. Das kann ich, Katzen sind ja geduldig.

Die Sonne wärmt direkt ein bisschen ... und auf dieser Matte kann man sich
so schön den Rücken schubbern!

Jetzt will ich aber wieder rein! Los, Mensch, mach mal die große Katzenklappe auf, wo du sowieso schon hier auf Terrasse rumstehst, das ist doch viel bequemer für mich!

Federbusch

 

Da sich unser kleiner Krawallo wirklich furchtbar langweilt, haben wir die Spielerunden am Abend deutlich verlängert, und seine Angel hat einen neuen Federbusch bekommen - der alte war gründlich abgekaut und zerfleddert. Den hat er auch schon wieder zum Fressen gern ... 

Wir sind jedes Mal wieder fasziniert von dem Raubtier, das unter dem Schmusekater zum Vorschein kommt, sobald so ein plüschiges Ding über den Teppich zuckt oder durch die Luft fliegt - seine Reflexe sind jedenfalls trotz der Jagdpause noch prima. Die Kleinsäuger werden jedenfalls nicht zu lachen haben, wenn der Schnee weggetaut ist und der Frühling kommt.

Home Office

"Leute, das sind vielleicht komische Zeiten, jeden Tag ist irgendwas anders! Eigentlich schätzt man sowas als Katze gar nicht so ... Mein Außer-Haus-Mensch ist gerade ein Zuhause-Mensch, weil sie wegen dem weißen Papp da draußen und wegen dieser komischen Krankheit nicht in ihr Büro fahren will. Ist mir aber sehr recht, dann ist im Haus mehr los - wo es doch gerade so öde ist und ich nicht raus kann! Ich muss erstmal gucken, was hier alles so liegt, weil sie doch immer sagen, sie würden mit einer Maus arbeiten - aber die ist genauso albern wie das Ding, das der Büromensch benutzt. Immerhin hat sie einen Schwanz, aber trotzdem ...

Heute morgen habe ich mich auch mal raus getraut und bin über das hässliche weiße Zeug gelaufen. Hu, das ist fies kalt! Und meine Gartenpforte ist damit völlig zugekleistert, das Katzenschlupfloch ist zu! Ehrlich, diesen Schnee braucht niemand, jedenfalls keine Katze. Der Büromensch hat aus dem Fenster ein Bild gemacht, das ist ein bisschen schräg, aber vielleicht könnt ihr es trotzdem erkennen: Erst bin ich am Haus entlanggeschlichen, noch relativ langsam, zur Pforte hin. Als ich gesehen habe, was da für Schneeberge liegen - da haben die Menschen den ganzen Kram von ihrer Auffahrt hingeschoben -, bin ich sofort umgekehrt und mit Karacho zurück! Mit richtig schön langen Sätzen! Das ist die rechte Spur auf der Rasenmitte. Netto-Laufzeit draußen: drei Minuten. Mir reicht's. Jetzt erst mal ein Schläfchen auf dem Kratzbaum ..."

Stippvisite

Niiiiicht auf das Weiße treten,
niiiiicht auf das Weiße treten ...

 

Mach das weg, Mensch! Mach das weg!
Und ja, es ist hier draußen tatsächlich genauso
eklig, wie es von drinnen aussieht.
Revierkontrolle fällt heute aus!

Rasenheizung

"Gäääähn ... Naaaa, Sherlock?"

Na, kleiner Loki? Gar nicht draußen?

"Hähä, lustig. Du siehst ja, was da draußen los ist. Gestern ging's ja noch, da war es nur kalt - und der Wind hat so geheult, hu, das mag ich ja gar nicht ... aber man konnte zumindest noch bis zu Nachbars an den Wintergarten tippeln und da die Terrasse kontrollieren, auf der sonst das schwarze Monstrum rumläuft."

Oha, da traust du dich hin? Das ist ein schwarzer Schäferhund, und der ist richtig misofelin.

"Was ist der?"

Ein Katzenhasser.

"Dafür gibt's ein Wort?"

Denk ich. Sollte es jedenfalls geben, finde ich.  

"Gibt's ja auch, Katzenhasser eben ... muss man doch gar nicht irgendwie in diesem komischen Lateinisch sagen ..."

Griechisch.

"Ach du meine Güte, jetzt lässt der Herr aber raushängen, dass er mal auf einem Lexikon geschlafen hat. Gibt's da oben eine Bücherei, und hattest du Langeweile, oder was?"

Ich wollte dich doch nur ärgern, kleiner Loki. Langeweile hast du doch.

"Ja, das Wetter ist so doof, man ist so abhängig von den Menschen, dass sie was mit einem machen. Aber das tun sie auch, gestern Abend haben wir mit der Federangel gespielt, bis ich fast den Drehsessel umgeschmissen hätte, wir haben so richtig getobt, das war super. Und wie gesagt, gestern ging's draußen auch noch, ich habe in drei Viertelstundenschichten mein Revier abgeschnuppert und  ansonsten Fernwartung von der Fensterbank aus gemacht. Aber heute ..."

Hm, es schneit richtig.

Teststrecke: Hin und gleich
wieder zurück.

 "Und wie! Die Menschen haben mir gleich morgens die Tür aufgemacht, ganz früh sogar, und ich bin ganz begeistert raus, weil ich dachte, endlich kann ich mal wieder gleich nach dem Frühstück auf Derby, aber dann ... iiiiihhhhh!!! Ganz dicker Schnee! So ganz hoch! Mindestens bis über die Zehen bis zum Fußgelenk!"

Woher willst du das denn wissen? Ich habe dich beobachtet, du hast gerade mal zwanzig Zentimeter Strecke gemacht und bist sofort wieder rein.

"Na und? Das kann man doch abschätzen! Ich hab die Menschen angeguckt und gesagt, entweder, ihr macht das endlich weg, oder ich nerve euch den ganzen Tag. Und tatsächlich sind sie dann mit ihrem Schieber vor die Tür und haben das Ekelzeug weggeschoben. Man muss ja sagen, sie haben sich bemüht. Aber kalt ist es ja trotzdem, und richtig rückstandsfrei kriegen sie das auch nicht weg, und vor allem müssten sie mal dafür sorgen, dass von oben nicht so viel nachkommt."

Für den Rasen wäre so eine Bodenheizung gut wie im Badezimmer.

"Das ist überhaupt die Idee, Sherlock! Gibt's sowas?"

Keine Ahnung.

"Das muss ich den Menschen mal sagen! Das wäre so richtig toll, auch für Frühjahr und Herbst, wenn ich so einen von unten gewärmten Platz unter meiner Zypresse haben könnte!"

Ich glaube, beim Fußball haben die Menschen sowas.

"Fußball ist echt mein Sport - das guck ich gerne wegen der kleinen flitzenden Männchen, und die Menschen sagen immer, ich wäre so gut im Dribbling mit meinen Rasselbällchen. Ballkontrolle ist total meins! Und wenn man das noch auf warmem Boden macht ... wie klasse ist das denn! - Das wäre jetzt so super ... übern Rasen laufen und mit einer Walnuss dribbeln oder so ... seufz ... Warum dauert der Winter immer so lange, Sherlock?"

Isso, kleiner Loki ...

Es wird wieder gefummelt!

Wie komm ich da bloß ran?
Die blöden Dinger sind so klein!

Seit die Temperaturen auch tagsüber kaum mehr über null Grad gehen, bleibt unser kleiner Schönwetterkater überwiegend im Haus. Morgens dreht er eine kurze Viertelstundenrunde durch den Garten, vormittags dann vielleicht auch noch mal eine zweite, nach dem Mittagessen geht's auch noch mal kurz raus, aber den Rest der Zeit aalt sich Graf Katz auf dem Sofa, auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer oder auf dem Kratzbaum im Arbeitszimmer und guckt sehnsüchtig aus dem Fenster. Was natürlich dazu führt, dass er momentan nicht so richtig ausgelastet ist und man ihm allmählich deutlich anmerkt, dass er sich langweilt. Seine Jagd auf Menschenfüße unter raschelnden Bettdecken hat jedenfalls seit einiger Zeit eine neue Qualität, und er würde auch gerne wieder mehr mit Menschenhänden spielen, wenn die ihn ließen. 

Deswegen haben wir wieder viel öfter die Federangel rausgeholt, damit unser Krawallo etwas anderes zum Zerfleddern bekommt als einen Putzschwamm, den er sich aus dem Spülbecken angelt, und wir haben beschlossen, dass das gute alte Fummelbrett mal wieder zum Einsatz kommt - statt seine Trockenfutterportion mittags in zwei Minuten aus dem Napf zu inhalieren, muss er jetzt wieder ein bisschen mehr arbeiten, um satt zu werden. So richtig toll findet er das nicht - Fressen, das nicht sofort in Sicherheit gebracht (sprich: aufgefressen) werden kann, macht ihn ja eher nervös; wahrscheinlich hat er immer noch die Angst internalisiert, dass ihm das jemand wegnehmen könnte. Dementsprechend geht er auch mit ordentlich Wumms ans Herauspföteln; die kleinen Pellets spritzen jedenfalls noch durch die halbe Küche, wenn er versucht, sie aus den kleinen grünen Töpfchen rauszuangeln. Aber er ist wieder deutlich entspannter, und das ist ja auch gut so - eine Weile soll es ja noch so kalt bleiben ...

Hochwerfen! Mit Schwung!

Knurps knurps knurps ...