Spielzeug

"He, Mensch! Ja, ich hab mir selbst was zum Spielen gesucht. Ist okay, oder? Dieses runde Dingsda lässt sich prima im Maul rumtragen, und wenn man es wegschleudert, dann federt es sogar! Ganz prima! Wozu nehmt ihr das? Um eure Haare aus dem Gesicht zu halten? Hä? Könnt ihr die nicht weglecken? Und der Latschen da ist auch sehr cool. Gefällt mir vor allem vom Geruch, und wegen der Henkel. Ich weiß, auf dem läufst du sonst rum, aber ich mach ihn ja auch nicht kaputt. Und guck, ich habe auch mein eigenes Spielzeug mitgebracht, den Federball, der so schön bescheuerte Quietschgeräusche macht. Nö, rausgehen will ich nicht, egal, wie schön das Wetter ist. Im Garten nebenan machen Menschen furchtbar viel Lärm, das nervt und macht Angst. Deswegen nerve ich jetzt dich. Na los, spiel mit mir!"

Mit den Dachdeckern von Nachbars hat Loki noch keine Freundschaft geschlossen, aber im Haus langweilt er sich allmählich doch ganz schön ...

Qualitätscheck

"He, Mensch! Isst du da etwa ein Käsebrötchen? Dann möchte ich als offiziell bestellter Käsebrötchenqualitätsüberprüfer darauf aufmerksam machen, dass der Verzehr ungeprüfter Käsebrötchen in diesem Haushalt strengstens verboten ist. Also reich mal so ein Stückchen rüber. Dann ziehe ich auch die fünf Millimeter Kralle wieder aus deiner Hose. Deal? - Deal!"

Witterung

Am frühen Morgen nach dem Grillen könnte der Steinboden
ja vielleicht noch Spuren von Huhn enthalten ...

Mein Reich!

Ein paar Tage nach der Rückkehr seiner Menschen ist bei Loki wieder alles im Lack. Sein Personal ist zurück und kann also auch schon zwei Stunden vor Futterzeit mit den üblichen Maßnahmen - Niederstarren, Maunzen, Wadenbeißen - daran erinnert werden, dass ein hungriger Kater in diesem Haushalt lebt, er wird ausgiebig beschmust und bekuschelt und statt der Katzenklappe kann er auch wieder durch die großen Türen rein und raus. Und offenbar lässt ihm Revierkonkurrent Paul, dessen Mäusefangquote seinen Menschen zufolge angeblich täglich zweistellig ist, doch noch den einen oder anderen Kleinsäuger übrig.

Jedenfalls erschien Loki heute Morgen nach dem morgendlichen Kontrollgang wieder im Haus, während seine Menschen noch ein bisschen dösten, und stimmte unten im Flur ein Konzert an, das wir so von ihm auch noch nicht gehört haben: Gute zwanzig Minuten lang machte unser Tier uns mit Stentorstimme darauf aufmerksam, dass er so richtig Jagdglück gehabt hatte. Er gurrte und maunzte in Tonlagen, die sicher auch ein Gewinn für jede Geisterbahn gewesen wären, wobei sein "Hallo, Mensch, guck mal hier, ist die nicht prächtig und lecker?"-Schrei sich deutlich von dem klagenden "Wo seid ihr, seid ihr wieder weeeeg?" unterscheidet und deutlich kehliger und tiefer ausfällt. Zwischendurch trug er seine Beute zur Präsentation ins obere Stockwerk, machte ein paar Runden Mäuseweitwurf, dann schleppte er sie wieder nach unten, um sie schließlich wie üblich auf der Fußmatte vor der Haustür zu verzehren.

Er ist noch nicht einmal mit dem für September ungewöhnlich heißen Wetter unzufrieden, obwohl er deutlich sichtbar schon sein Winterfell bekommt und so richtig plüschig wird - er möchte ohnehin die meiste Zeit bei seinen Menschen sein und hält sich daher gern im Haus auf.

Gesellschaft

"Mein Mensch muss heute Abend spät noch arbeiten. Ich leiste ihr aber Gesellschaft, denn ich will auf alle Fälle verhindern, dass sie wieder so lange verschwindet! Und sie hat gesagt, ich darf ruhig ein bisschen schnarchen und eine schöne Sabberspur auf ihrer Jeans hinterlassen, weil sie daran merkt, dass es mir gutgeht. Mach ich dann mal."

Eeeeoooowwww!

"Eeeeoooowww! Eeeeooooowww! EEEEEEEOOOOOWWW!"

Du meine Güte, kleiner Loki, was ist denn los? So ein Geschrei habe ich von dir ja noch nie gehört!

"Duuu, Sherlock, gut, dass du kommst! Die Menschen sind wieder da! Die Menschen sind wieder da!"

Habe ich doch längst gesehen, sie packen doch schon ihre Sachen aus.

"Ja, aber jetzt sind sie wieder weg ..."

Loki, der eine Mensch ist im Keller und der andere oben im ersten Stock, Fahrradtaschen und Wäsche weglegen. 

"Ehrlich? Oh, richtig, da kommt ja schon jemand die Treppe wieder hoch ..."

Jungejunge, diesmal hast du sie aber vermisst, oder?

"Das kann ich dir sagen, Sherlock! Das war soooo langweilig! Und ich denke ja auch jedes Mal, vielleicht kommen sie gar nicht wieder ..."

Ich hatte dir doch gesagt, vierzehn Mal schlafen.

"Naja, aber vierzehn, das ist so eine Zahl, die ich mir gar nicht vorstellen kann."

Vierzehn Mäuse könntest du dir vorstellen.

"... Ja, das stimmt! Das wäre lecker!"

Oder vierzehn Knabberstäbchen.

"Und gar nicht so viel!"

Siehste. Und überhaupt, du hast es doch überstanden. Ich hatte doch schon heute Morgen zu dir gesagt, pass auf, gleich sind sie wieder da.

"Ja, aber weißt du, dieses gleich kann ich mir noch weniger vorstellen als vierzehn. Das sagen die Menschen doch auch dauernd, wenn ich was zu fressen haben will. Das heißt eigentlich nur, dass es das, was ich gerne hätte, nicht gibt."

Wenn du's so siehst ... Aber sag mal, kleiner Loki, was ist denn da passiert?

"Wo?"

Na da, hinter dir, auf dem Wohnzimmerteppich.

"Das war ich nicht!"

Sonst war aber ja wohl keiner hier.

"Du doch!"

Astralkatzen haben aber keine stofflichen Hinterlassenschaften, Loki. Hätte das da nicht in die Kiste im Keller oder aber draußen ins Beet gehört?

"Najaaaa ... das ist mir ja auch peinlich, ich wollte das gar nicht ... Aber weißt du, vorgestern, da war ich in meinem Buddelbeet und wollte gerade mein Geschäft erledigen, da gab das einen fürchterlichen Krach direkt daneben! Das war so laut, ich bin fast umgefallen! Es hat geklappert und gescheppert, und ich habe so einen Schreck bekommen, ich bin wie der Blitz durch meine Klappe ins Haus gerannt. Aber  weil ich ja so mittendrin gewesen war und noch gar nicht richtig fertig damit, ist mir das dann hier auf dem Teppich passiert."

Stimmt, die haben bei Nachbars dieses Gerüst aufgebaut. 

"Das war schrecklich, Sherlock! Ganz schrecklich!"

Das glaub ich. Das wird sicher auch in den nächsten Tagen noch laut, so ein Metallding heißt immer, dass Menschen irgendwas bauen wollen.

"Och nee ... Aber dann sind ja zumindest die Menschen wieder da. Meinst du, sie schimpfen wegen ... naja, dem da?"

Eigentlich sind sie mit dir doch immer sehr verständnisvoll, Loki. Und ich glaube, das mit dem Schreck verstehen sie dann auch.

"Ja, oder? Ich wollte ja hier nun auch nichts dreckig machen."

Man könnte das natürlich auch als eine Art Protest gegen das Alleinlassen interpretieren.

"Stimmt. Aber eigentlich wissen sie doch, dass ich kein Übelnehmer bin. Ich freu mich einfach nur, dass sie wieder da sind ... Waaah, wo sind sie denn jetzt? Eeeeooowww! Eeeeooowww!"

Der Büromensch ist draußen beim Auto, der Außer-Haus-Mensch in der Küche! Das hörst du doch!

"Oh ja, stimmt, jetzt, wo du's sagst. Puuuh. Dann ist ja gut. - Guck mich doch nicht so an! Ich weiß, du meinst immer, man darf seinen Menschen nicht zeigen, dass man sie vermisst hat, sondern muss auf cool machen - aber so bin ich nicht! Ohne sie ist alles doof! Und sie haben eben beim Schmusen gesagt, dass sie mich auch vermisst haben. Ich verstehe zwar nicht, wieso sie dann trotzdem wegfahren, aber das ist jetzt auch egal. Sie sind wieder da, und ich kann heute Abend wieder auf dem Schoß liegen und morgen früh wieder an der Tür kratzen und mich auf dem Küchentisch aalen und am Bauch gekrault werden, und der Fernseher ist wieder an, und mir macht jemand die große Klappe zur Terrasse auf, und ich kann wieder versuchen, ob es vor zwölf Mittagessen gibt ... Eeeoowwwww! Das war jetzt ein Freudenschrei, Sherlock!"

Wenn du das sagst, kleiner Loki ...

Tatsächlich haben wir Loki noch nie so mitteilsam erlebt wie nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub. Er war zwar richtig guter Dinge und extrem schmusig, maunzte aber durchdringend, sobald sich einer von uns auch nur für zwei Sekunden aus seinem Blickfeld entfernte. Und das mit dem kleinen Malheur haben wir ihm natürlich auch nicht übelgenommen. Zwei Wochen sind wohl wirklich immer eine sehr lange Zeit für unseren kleinen Kerl, die er aber mit seinen beiden Versorgerinnen gut gemeistert hat.