Mal wieder High Noon

"Miaauuuurrrrrfauchchchch!"

 "Alter, mach dich mal locker, du musst doch nicht jedes Mal so ausflippen, wenn du mich siehst."

"Du hast hier nichts verloren, das ist mein Garten!"

 "Ich wollte doch bloß mal guten Tag sagen und die Abkürzung zu Teddy nehmen ..."

"Geh gefälligst über die Straße, wenn du zu dem blöden Köter willst!"

"Mann ... was für'n Stress, du regst dich ja richtig auf. Der ganze Buchsbaum wackelt, weil du so mit dem Schwanz schlägst."

"Ich schlag gleich noch was anderes, meine Krallen in dein Fell nämlich! Verzieh dich!"

"Ja, gleich, jetzt bleib mal cool. Wir könnten doch Mäuse-Wettjagen machen ..."

"Das könnte dir so passen! Meine Mäuse fressen!"

"Ihh, ich fress die nicht. Ich bringe die bloß meinen Menschen mit, die quieken dann immer so."

"Das ist ja noch schöner, Mäuse an Zweibeiner verschwenden! Die fressen die nicht, und wenn du da zwanzig hinlegst! Und was heißt überhaupt, ihh, Mäuse sind lecker und zart! Für dich müssen es wohl immer mundgerechten Häppchen aus der Tüte sein!"

"Magst du die nicht, oder was?"

"Doch, natürlich! Aber ich mag auch Mäuse!"

"Das ist mir zu old-school, Digga."

"So oder so, hau ab jetzt! Ich will kein Wettjagen mit dir, ich will meine Ruhe haben! Miaauuuurrrrr! Fauchfauchfauchfauch!"

"Ist ja gut, dann geh ich jetzt ..."

Natürlich weiß der Mensch mit seinem miserablen Kätzisch nicht wirklich, was die beiden Herren bei ihrem fünfminütigen Niederstarren am Zaun besprochen haben. Irgendwann wurde es Loki jedenfalls zu bunt, und er rannte nach einem schönen Fauch-Kreischer in seinen Garten, und Paul erschreckte sich so, dass er über den Zaun federte und hinter dem Pfortenpfeiler seines Grundstücks in Deckung ging. Immerhin gab es aber keine Tatzenhiebe ...

Klickern mit Loki: Nicht so schnell!

"He, Mensch! Lass uns klickern! Guck mal, ich bin
schon in meiner Box! Gibt's jetzt ein Leckerli?"

"Duuuu, Sherlock! Na, mal wieder da?"

Immer doch, kleiner Loki, ich muss mir doch auch ansehen, welche Fortschritte du bei diesem Geschicklichkeitsspiel machst.

"Ach, das. Der Büromensch war ein paar Tage nicht zuhause, da konnten wir gar nicht trainieren, du. Und ich sag dir, das ist auch gar nicht so ohne. Diese blaue Tasche, in die ich immer reingehen soll ... sag mal ... das ist aber keine getarnte Horrorbox, oder?"

Horrorbox ... du meinst, so eine Transportkiste?

"Ja, genau. Wie die, mit denen unsereiner zu den Pieksefrauen geschleppt wird."

Wieso fragst du?

"Naja, weil wir da neulich so ein Erlebnis hatten. Als sie wiedergekommen ist von ihrer Reise, da habe ich ihr erstmal gezeigt, dass ich so richtig Lust auf eine Spielerunde hätte, bin von selbst rein in die Tasche und habe mich da reingelegt. Davon abgesehen ist das Ding total gemütlich, da liegen gleich zwei meiner Lieblingsdecken drin, man kann zu allen Seiten rausgucken, und am Anfang war auch oben noch ein großer Einstieg."

Was heißt, am Anfang?

"Jetzt ist da nur noch so ein kleines Loch, durch das sie mir manchmal die Leckerlis reinwirft, wenn ich was richtig gemacht habe."

Das kann aber doch nicht weg sein.

"Da ist so ein Reißverschluss, damit zieht sie das Loch zu. Genau wie das vorn. Sie macht das ab und zu, wenn ich da drin bin."

Und das macht dir nichts aus?

"Das an sich nicht, aber - du, das war ganz komisch. Als wir das nächste Mal trainiert haben, hat sie 'Box' gesagt, und ich bin rein, habe mich hingesetzt, sie hat diesen Reißverschluss zugezogen, und ich habe gewartet. Nach dem Zumachen gibt es immer ein ganz besonderes Leckerli, Malzcreme zum Beispiel. Aber dann ... dann fing die Tasche plötzlich an, ganz übel zu schwanken, und der Boden wurde ganz weich und wabblig! Schlimm! Da habe ich richtig Angst bekommen!"

Also, so wie bei der Horrorbox?

"Nee, die blieb ja ganz starr und fest. Aber das Wackeln war ähnlich. Da dachte ich dann nämlich doch: Was, wenn sie mich darin irgendwo hinschleppen?"

Wäre das denn so schlimm? Wenn die Tasche doch gemütlich ist? Auf alle Fälle ist doch mehr Platz drin als in der Horrorbox.

"Das stimmt - aber Tierarzt? Das ist immer schlimm!"

Ich habe dir schon so oft gesagt, da muss man als Kater durch, wenn man alt werden will. Vor allem, wenn man es am Herzen hat.

"Und ich habe dir schon so oft gesagt, mir fehlt nichts! - Jedenfalls war ich ziemlich verwirrt nach der Wackelei. Der Mensch hat ganz schnell die Tür wieder aufgemacht, und ich bin rausgeschwuppt. Als sie 'Box' gesagt hat, bin ich auch noch einmal rein, so aus Reflex, aber irgendwie kam es mir dann doch alles sehr seltsam vor, und deswegen bin ich anschließend erstmal durch die Klappe nach draußen gerannt, durchatmen."

Wie, mitten in eurem Spiel?

"Ja, obwohl ich mir bestimmt noch ein halbes Stäbchen hätte holen können. Ich brauchte aber erstmal Abstand."

Da war der Mensch bestimmt ganz besorgt. 

"Wahrscheinlich. Mir war das einfach zu viel."

Und jetzt? Habt ihr ganz aufgehört mit der Klickerei?

"Nein, natürlich nicht. Wir haben am nächsten Tag gleich weitergemacht, da war der Mensch aber nicht richtig bei der Sache und hat mich so komisch belauert ... das hat mich total verunsichert. Weil ich dann auch nicht so richtig wusste, was ich machen soll und ob da vielleicht noch mal so eine Wackelnummer kommt, habe ich ihr einmal ordentlich mit der Kralle in den Finger gehackt, als sie mir so ein Stück Stäbchen geben wollte. Sie hat ganz schön geblutet. Das tat mir ein bisschen leid. Menschen sind immer so empfindlich, das vergesse ich manchmal. Dann haben wir eine Weile nix gemacht, zwei Tage oder so. Ich dachte schon, das war's jetzt ... das wäre so schade gewesen, denn es macht doch ziemlich viel Spaß. Aber heute ging es wieder los, und es war toll!"

Also bist du wieder in die Tasche?

"Na klar! Rein, sitzenbleiben, raus, Stäbchen, rein, raus, Stäbchen, Männchen machen, Stäbchen, rein, sitzenbleiben ..."

Auch bei geschlossener Tür?

"Klar. Warum nicht. Sie freut sich immer so, und die Tasche ist echt gemütlich. Ich mag die. Und ich glaube, sie hat gemerkt, dass ich das mit dem Wackeln nicht so gut finde, und dass ich mich, wenn überhaupt, ganz langsam daran gewöhnen muss. - Dass es aber auch immer so schwer ist, den Menschen was begreiflich zu machen ..."

Isso, kleiner Loki ...

Annäherungsversuch

 

"Los, Mensch, ich will da raus! Du siehst doch, was da los ist! Paul hat eben so laut nach mir gemaunzt, dass selbst du das gehört hast, und Zweibeiner sind ja akustisch eher Flachpfeifen, wenn ich das so sagen darf. Jetzt hockt der da draußen, markiert meine Fußmatte mit seinen Pheronomen und grinst zu mir rein! Das gibt's ja wohl nicht! Und diese blöde Katzenklappe hier geht so überhaupt nicht auf!"

Loki und Paul - in der Beziehung der beiden ist immer noch ordentlich Pfeffer. Paul hat offenbar Sehnsucht nach einem Katzenkumpel und sucht immer wieder Kontakt, sogar, wie man gerade sieht, durch die geschlossene Haustür hindurch. Bisher verstand er sich ja bestens mit Timmy von nebenan, der aber nur sehr selten und an der Leine nach draußen darf, aber der hat ihn letzte Woche ohne Angabe von Gründen zweimal ordentlich vertrimmt. Jetzt versucht Paul es also wieder mit Loki.

Dessen wildes Trommeln an der Fensterscheibe war ihm allerdings erstmal nur einen irritierten Blick wert, den ich mit meinen beschränkten Kätzischkenntnissen als "Hey, Bro, was hast'n du für'n Problem? Spinnst du?" verstanden hätte. Wir haben dann vorsichtig die Tür aufgemacht - und siehe da, es gab zumindest keine Prügelei. Paul zog sich erst einmal hinter den Pfortenpfeiler seines eigenen Grundstücks zurück, und Loki hielt vorsichtig Abstand und peilte gründlich die Lage. Als er sich überzeugt hatte, dass Paul die offenbar mal vereinbarten Grenzen wieder einhielt, trabte er auch gern wieder mit mir ins Haus zurück.

Klickern mit Loki: Bleib!

Und was noch schöner und noch unglaublicher ist: Loki hat überhaupt nichts dagegen, wenn die vordere Einstiegsöffnung zugeklappt und der Reißverschluss zugezogen wird. Tatsächlich dreht er sich noch einmal gemütlich in der Tasche um und wartet ganz gelassen ab.

Als nächster Schritt ist das Hochnehmen der Tasche geplant, aber einstweilen muss sich noch verfestigen, dass es überhaupt nicht schlimm ist, in der geschlossenen Tasche sitzen zu bleiben.

Klickern mit Loki: Box!

Das hätte ich mir vor zwei Monaten noch nicht annähernd vorstellen können: Loki geht inzwischen tatsächlich auf das Stichwort "Box" hin freiwillig in seine neue Transporttasche, die oben geschlossen sein darf. Seinen ersten Trick, sich auf die Hinterbeine zu stellen, wenn der Targetstab auf seine Nase deutet, zeigt er auch immer noch gern.

Ich bin sowas von stolz auf ihn ... 

Tragetasche

Die neue Tragetasche für Graf Katz ist da. Zwar haben wir bei der Annäherung an die alte Transportbox durchs Klickern schon einige Fortschritte gemacht, aber sobald der Deckel ins Spiel kam, war sie ihm doch immer wieder unheimlich. Die vielen negativen Erfahrungen, die er zu der Zeit gemacht hat, als wir jede Woche zweimal mit ihm zum Tierarzt mussten, haben sich offenbar eingebrannt - jetzt wagen wir also einen Neuanfang. 

Vielleicht fand er die Box aber auch immer schon zu klein. Die Tasche ist zwar nicht viel länger, aber breiter und höher, so dass er entspannt darin stehen kann, und kaum hatte ich sie aufgebaut und seine Spieldecke probeweise reingelegt, wollte er sie auch schon erforschen - das hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Die erste Klicker-Runde haben wir damit jetzt auch schon absolviert, und am Ende legte er sich höchst zufrieden der Länge nach hinein. Wahrscheinlich konnte er überhaupt nicht nachvollziehen, wieso sein Mensch die ganze Zeit über vor Begeisterung gurrte ...

Bis zum Monatsende, wenn der nächste Herzultraschall geplant ist, werden wir aber wahrscheinlich noch nicht soweit sein, dass Loki sie stressfrei ganz allein betritt - da werden wir noch einmal die alte Box bemühen. Aber das langfristige Ziel ist jedenfalls, beim Klickern so weit zu kommen, dass Loki aufs Stichwort hineingeht und es gut aushält, dass die obere und die seitliche Öffnung zugezogen werden und die Tasche mit ihm drin getragen wird. Das sind noch viele kleine Schritte, die sicher eine Weile dauern werden. Und wie er sich zu der Tasche verhält, wenn wir das erste Mal damit beim Tierarzt waren, wird sich dann auch noch zeigen. Aber dass er sie an sich offenbar schon mal gut findet, gibt wirklich Anlass zur Hoffnung.

Alte Feindschaft

 

"Was guckst du so erzürnt, Mensch? Der Vorhang hat angefangen! Ich habe ganz harmlos davorgesessen, da hat er mich an den Backenbart gefasst, als so eine Windböe kam. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, also habe ich ihm auch einen Backs gegeben. Und dann hat er zurückgehauen und ich auch, und dann bin ich an ihm hochgesprungen, und dann ist der Drecksack auf mich runtergestürzt, aber ich konnte mich aus seinen Klauen befreien, und jetzt mach ich ihn platt, im wahrsten Sinn des Wortes!"

Loki hat immer noch nicht im Blick, dass die Klettbandaufhängung unseres Insektenvorhangs seinen sechs Kilo Gewicht nicht gewachsen ist ...

 

Pfotenknoten

 

              
 Klassische Graf-Katz-Schlafhaltung, auch "The Shrimp" oder "Donut" genannt.

Wir klickern weiter ...

 

"Naaa, Mensch? Lass uns ruhig
weitermachen! Solange ich dafür
Stäbchen oder Malzcreme
bekomme, setze ich mich auch
in dieses hässliche Ding!"

Seit wir aus dem Urlaub wieder da sind, klickern Loki und ich fleißig. Zuerst haben wir trainiert, dass er sich auf das Stichwort "Platz" hin auf seine Decke setzt (und auf keinen Fall Klimmzüge am Menschenbein macht, um sich sein Stäbchen zu holen), später sind wir dann von der Decke in die Transportbox umgezogen. Offen, versteht sich, Box mit Deckel wäre sicher immer noch ein Problem. Aber inzwischen klappt auch, Loki mit dem Stichwort "Box" in das bisher so angstbesetzte Plastikding gehen zu lassen. 

Das Ziel ist es, dass wir vor den Tierarztbesuchen nicht mehr diese Stresssituation mit Zappeln und Einfangen haben, die für Kater und Mensch super anstrengend ist, sondern dass er von selbst reingeht und in der Kiste auch nicht mehr so viel Angst hat. Ob wir das vorm nächsten Ultraschall-Termin noch schaffen, ist die Frage - aber immerhin hat er sich heute das erste Mal nach dem Training so ganz gemütlich in die vorher verhasste Box reingekuschelt. Da geht noch was!

"Was denn, Mensch? Kein Problem!"

Alles im Blick

 

"Hä? Duuu, Mensch, was ist das? Das lag hier doch sonst nicht rum! Das ist ganz weich! Sollte sowas nicht einem kleinen Kater gehören?"

Neue Gegenstände in der Wohnung findet Loki sofort. Leider ist die Decke als Geschenk gedacht und gar nicht für ihn vorgesehen, aber vielleicht müssen wir für ihn auch einmal in den echten Hochflausch investieren ...