Damals und heute

"Duuuu, Mensch!!! Mir ist sowas von langweilig! Guck mal raus, da hinter mir, wie doof das Wetter ist! Da will ich nicht raus! Hier ist aber ja auch nichts los. Du sitzt bloß an deinem ollen Schreibtisch und tippst und tippst und tippst, und nie gehst du runter in die Küche und gibst mir was zu naschen, nicht mal die Dreamies aus dem Schrank hier rückst du raus! Das ist ganz fies von dir! Überhaupt, ist nicht bald Mittag? Bestimmt doch, oder? Wie, halb zwölf? Das kann gar nicht sein, deine komische Uhr geht falsch! Du, ich hatte noch keine Maus, weil ja das Wetter ... sagte ich ja schon, oder? ... Duuuu? ... Wollen wir nicht in die Küche gehen? Dann kannst du dir doch einen Kaffee holen. Guck mal, ich mach so richtig auf niedlich. Auf niedlich-niedlich-niedlich. So wie ein kleines Kitten. Ich muss noch wachsen und brauche Futter! Dieses leckere Hühnerzeug von neulich vielleicht? Aber das normale Trockenfutter nehm ich auch, ganz egal ... oder Käse? Hast du vielleicht ein bisschen Käse? Auch nicht? Dann jage ich jetzt erst meinen Schwanz und dann deine Füße, bis du richtig mürbe bist. Pass auf, geht los!"

Rein zufällig hat Loki bei seinen Turnübungen auf dem Fensterbrett wieder einmal dieselbe Pose eingenommen wie kurz nach seinem Einzug bei uns. Das zweite Foto entstand Mitte Januar 2018, vor zweieinhalb Jahren, als Loki acht Monate alt war - und unser "Kleiner" ist seitdem ganz schön gewachsen!

Atemzüge zählen

"Ihr könntet eure Schlafzimmertür ja auch einfach auflassen,
dann würde ich morgens überhaupt keinen Lärm machen ..."

 

"Guten Morgen, Sherlock!"

Oha, kleiner Loki, schon munter? 

"Schon eine ganze Weile. Ich bin gestern Abend früh eingepennt, und jetzt bin ich mit meiner Revierkontrolle im Erdgeschoss durch und wollte mal nach meinen Menschen gucken."

Es ist aber noch ziemlich früh, du. Bisschen nach fünf, würde ich sagen.

"Manchmal sind sie aber ja schon munter, auch wenn es noch so dunkel ist. Das kann ich durch die geschlossene Tür hören. Ich habe mir da was von ihnen abgeguckt."

Was denn?

"Ich zähle Atemzüge! Man hört doch, ob ein Mensch richtig tief schläft, dann atmet er laut und langsam. Wenn nicht, dann atmet er viel leiser und schneller. Und kurz, bevor er aufwacht, kommen so ein paar tiefe, einzelne Atemzüge. Habe ich alles schon genau gecheckt."

Und das hast du von ihnen?

"Ja, sie belauern mich in letzter Zeit so beim Atmen. Fast jeden Tag. Wenn ich so richtig entspannt liege, dann guckt der Büromensch auf die Uhr und zählt jeden Atemzug, und meist sind es 16 oder 17 in der Minute und sie ist dann total zufrieden. Das hat irgendwas mit meiner Medizin zu tun, glaube ich."

Stimmt ja, du bekommst ja weniger Tabletten für dein Herz. Wie geht's dir denn?

"Also, ich merke von dieser angeblichen Herzgeschichte sowieso nichts. Ich glaube ja auch gar nicht, dass ich da überhaupt was habe, das sind doch Fake News, oder wie das jetzt immer heißt."

Ach so, und wieso warst du dann vor einem Jahr in der Sauerstoffbox?

"Keine Ahnung. Jetzt fehlt mir jedenfalls nichts. Da könnten sie die Pillen doch auch ganz weglassen."

Na, na. Wenn du schon weißt, was Fake News sind, kennst du dann auch das Präventionsparadox? - Dachte ich mir. Nimm deine Medizin mal lieber. Das weiße Krümelzeug im Fressen stört dich doch gar nicht, und die eine Pille abends findest du doch sogar lecker.

"Diese Braune? Ja, die ist fast wie ein Leckerli. So könnten sie doch auch die anderen machen, diese ekligen rosa Dinger, die ich immer gegen die Würmer nehmen soll! Vorgestern haben mich die Menschen schon wieder in der Küche festgesetzt, geschnappt und auf den Tisch gesetzt, und dann haben sie mir das Maul aufgeklappt, dieses doofe Ding in meinen Rachen geworfen und mir das Maul zugehalten, bis ich sie geschluckt hatte, das ist so entwürdigend!"

Aber Würmer sind auch eklig. Von denen wird einem irgendwann schlecht, und dieses Kribbeln im Bauch ist auch nicht schön.

"Jaaa ... stimmt auch wieder ... - Da, hörst du? Der Außer-Haus-Mensch hat sich umgedreht. So tief schläft sie gar nicht. Da würde sie mich vielleicht schon hören, wenn ich kratze." 

Dann leg mal los. - Hey hey, du hast ja inzwischen schon richtig gute Übung. So schön laut und variationsreich ...

"Ja, das kann man prima steigern. Erst mal mit einer Pfote anfangen, nur mit ganz wenig Druck und Kralle ... dann bisschen mehr Gas geben ... und irgendwann die Attacke mit beiden Pfoten, das wird dann schon eher so ein Trommeln ..."

Fortissimo! Schön!

"Aber die Menschen sind sowas von stur um diese Tageszeit ..."

Isso, kleiner Loki ...

Graf Katz, ganz distinguiert

 

"Ja, wissen Sie, das ist ja das Problem heutzutage. Meine gehobene Stellung als Graf Katz erfordert eine gewisse Würde, gleichzeitig bin ich den ganzen Tag von Zweibeinern umgeben, die zwar mittlerweile gut eingearbeitet sind, aber meine Sprache ja immer noch nicht sprechen. Da muss ich mich teilweise zu Aktionen herablassen, die mit meiner Position nicht immer vereinbar sind. Maunzen oder an der Tür kratzen zum Beispiel. Immerhin habe ich durchgesetzt, dass sich der wärmende Zweibeiner nicht dauernd bewegt, wenn ich es mir gerade gemütlich gemacht habe. So, und jetzt hätte ich gern an dieser Bar noch einen Mäusecocktail mit Schirmchen ..."

Klappentraining

"Haaaallo, haaaallo, ist wer zuhause?"

Jungejunge, kleiner Loki, was ist denn das für ein Geschrei?

"Ach, hallo, Sherlock ... Du, ich guck nur, ob jemand im Haus ist, ob es sich lohnt, mal eben durch die Klappe zu schwuppen und den Menschen ein Leckerli aus dem Kreuz zu leiern."

Ah, du meinst, wenn keiner antwortet, gehst du noch eine Runde um den Block und fängst dir was?

"So ungefähr. Manchmal sind sie tagsüber einfach nicht da. Keine Ahnung, wo sie dann hinfahren, manchmal sind sie nur kurz weg, und normalerweise kriege ich auch mit, wenn sie mit ihren Autos wiederkommen. Manchmal sitzt der Büromensch aber auch oben im Arbeitszimmer ... warte mal ..."

Woran merkst du das denn hier unten?

"Das merke ich gar nicht. Aber ich glaube, sie hört, wenn ich mit dem Plastikdeckel hier spiele, und dann kommt sie runter ... dann hört man die Treppe knarren. Hm. Da ist jetzt aber nichts. Sauerei, es ist doch garantiert längst Stäbchenzeit!"

Du hast deine Leckerlis ganz gut ritualisiert, was?

"Jedenfalls das Halb-zehn-Stäbchen. Dann kocht sich der Büromensch nämlich einen Kaffee und ist in der Küche. Da geht eigentlich immer was."

Daran erinnere ich mich auch noch, das war immer sehr lecker ... Aber sag mal, die Klappe ist ja schweinedreckig, das musst du aber mal reklamieren, wie sieht das denn aus! Diese Mechanik ist doch superempfindlich, wenn da Dreck an den Sensoren sitzt, öffnet sie vielleicht gar nicht zuverlässig.

"Eeeecht? Das wusste ich gar nicht ... Hm, ich glaube, dieser Schmierkram da ist von der Amsel gestern ..."

Oh, Jagdglück gehabt?

"Oh ja, so richtig! Die sind ja richtig groß, diese Viecher, damit durch die Luke zu krabbeln, das war gar nicht einfach. Die Menschen finden das aber ja nicht so gut. Wenn ich eine Maus mitbringe, dann werde ich immer gelobt. Bei Vögeln gucken sie total sparsam. Das mache ich ja auch nur ganz selten mal. Mäuse schmecken ja auch viel besser, eigentlich, aber das ergab sich gestern einfach so. Der Büromensch hat mich dann noch ausgezählt wegen den ganzen Federn in der Küche, und ist wieder mit diesem fiesen Staubsauger angerückt. Die Gemüsebeilage von den Mäusen kehrt sie einfach mit einem Handfeger zusammen."

Es ist ja schon sehr nett von den Menschen, dass sie hinter uns saubermachen.

"Jaaaa ... das stimmt. Wobei, ob nun Federn in der Küche liegen oder nicht - das ist mir schon eher egal."

Aber wenn die Kiste im Keller sauber ist ...

"Natürlich, das muss sein! Da sind sie aber auch sehr aufmerksam."

Du hast es hier schon ganz gut getroffen.

"Ja, das stimmt. Es könnte mehr zu fressen geben, aber sonst ist alles prima. Na gut, manchmal muss ich morgens lange warten, bis sie mich an der Tür kratzen hören. Aber wenn die Tür dann erstmal offen ist, dann kann ich noch kurz zum Kuscheln ins Bett. Überhaupt schmusen wir ganz viel."

Wer hätte gedacht, dass aus dir mal so ein Schmusekater wird, kleiner Loki.

"Ganz ehrlich, ich nicht. Aber wir sind uns jetzt richtig nahe, und du ... das ist total schön."

Isso, kleiner Loki!