Killerkläffer und Klickertraining

"Duuu, Sherlock! Sag mal, Menschen riechen irgendwie nicht gut, oder?"

Hängt vom Menschen ab, finde ich, die meisten sind ganz okay, wenn sie sich nicht mit irgendwelchem Duftkram einsprühen ...

"Nein, ich meine doch, ob sie selber was riechen können."

Bisschen. Nicht halb so gut wie wir natürlich. Wieso?

"Na, unsere waren doch wieder ein paar Tage weg. Ich dachte ja schon, ich muss wieder zwei Wochen alleine hier rumsitzen und war ein bisschen angesäuert, aber andererseits hatten sie nicht halb so viel Kram in ihr Auto geschleppt wie sonst, daher war ich dann doch nicht wirklich überrascht, als sie nach drei Tagen schon wieder vor der Tür standen. Aber wie sie gerochen haben! Das war schlimm!"

Wieso denn?

"Nach Hund! So richtig heftig und fies nach Hund! Ich habe es dann ja auch mitbekommen, als sie sich unterhalten haben, sie waren bei den Leuten zu Besuch, die früher gegenüber gewohnt haben ..."

Ach, die mit dem schwarzen Monster? Wohnen die da gar nicht mehr?

"Nein, die sind seit ein paar Monaten weg. Seitdem wohnen da zwei neue Zweibeiner, und die haben sogar zwei Monster! Nicht schwarz zwar, und etwas kleiner auch als diese Taika, aber hektisch und nervig und mit ganz grässlichem Jagdtrieb, da muss man sowas von aufpassen. Schäferhunde, haben die Menschen gesagt. Killerkläffer, sag ich. Da ist mir ja sogar Teddy von nebenan lieber, der kläfft zwar auch, aber den habe ich im Griff. - Jedenfalls rochen unsere nach dem schwarzem Monster, ich kam überhaupt nicht damit zurecht. Ich meine, sie sahen aus wie unsere Menschen, aber der Geruch war völlig verkehrt! Ich habe einen ganzen Abend gebraucht, um mich in ihrer Gegenwart halbwegs zu entspannen."

Ja, sowas kann unsereinen völlig kirre machen. Ich sage dann immer, eine Runde Entspannungstreteln auf einer einer schönen Wolldecke, bis genug eigene Duftstoffe freigeworden sind, dann geht's wieder.

"Habe ich auch gemacht. Und die Menschen betretelt. Aber die sind ja immer so empfindlich."

Weil du die Krallen dabei ausfährst.

"Ohne geht das nicht."

Geht es wohl. Man muss nur wollen.

"So kontrolliertes Treteln, das ist doch wie waches Einschlafen oder langsames Sprinten."

Wenn du meinst ... Aber es ist doch schön, dass die Menschen wieder da sind, oder?

"Klar. Inzwischen ist der Hundegestank auch wieder verflogen. Und der Büromensch macht mit mir wieder dieses Spiel mit dem Klickern."

Ach, wo du für bestimmte Sachen ein Leckerli bekommst?

"Genau! Ich liebe das! Im Sommer haben wir in der Küche ja immer geübt, dass sie 'Platz' sagt, und wenn ich mich dann hinsetze, gibt es ein Stückchen Knabberstäbchen. Nach einer Weile hatte ich kapiert, dass es vor allem darum ging, dass ich nicht die Krallen in ihr Bein schlage, um mir das Stäbchen selbst zu holen, sondern, dass ich warten soll. Höflichkeitstraining hat sie das genannt. Fand ich zwar ein bisschen nervig, aber es hat auch Spaß gemacht."

"Platz", naja, das ist ja schon ein bisschen hundemäßig ...

"Jaaa ... aber es gab dafür Stäbchen!"

Und was macht ihr jetzt?

Jetzt hat sie die hässliche Transportbox rausgeholt und den Deckel abgemacht, und ich soll mich da reinsetzen. Das wollte ich zuerst gar nicht, aber dann habe ich gemerkt, wenn ich das mache, bekomme ich sogar Malzpaste. Die ist ja sowas von lecker ..."

Und jetzt ist das okay mit der Box?

"Solange der Deckel nicht drauf ist, habe ich mit dem Ding kein Problem. Es macht auch total viel Spaß, in den Decken, die da drin liegen, nach Leckerlis zu suchen. Und ich mache 'Platz' in der Box, und wenn sie diesen Stab rausholt und 'Nase' sagt, stelle ich mich auf die Hinterpfoten - und jedes Mal darf ich anschließend an der Tube lecken!"

 

Hm. Von diesem Klickerkram habe ich ja auch schon gehört, aber sowas habe ich nie gemacht.

"Echt wahr? Es gibt etwas, was ich mache und du nicht kennst? Gab's keine Klicker in Mettenhof?"

Nee, nicht wirklich. Meine Tricks habe ich da nur für mich gelernt. Du hast es schon gut, dass du so lange Zeit bei denselben Menschen sein kannst.

"Jedenfalls ist es immer total schön, wenn wir klickern. Der Mensch und ich, wir sind da ein echtes Team und ganz aufeinander konzentriert. Von mir aus könnten wir das noch viel länger machen. Warum sind die Menschen eigentlich immer so geizig mit Leckerlis, Sherlock?"

Isso, kleiner Loki - Malzpaste muss eben was Besonderes bleiben ...

Kindchenschema

"Du, Mensch ... nur, dass das noch mal klar ist: Natürlich bin ich ein niedliches Fellknäul, das unverfroren euer Kindchenschema bedient, wenn ich mir damit die regelmäßige Versorgung mit leckerem Dosenfutter und eine warme Bude sichern kann. Aber ich bin auch ein Raubtier mit echten Killerwerkzeugen. Guck mal, ich zeig die mal so richtig vor.
Ach, und a propos warme Bude - es wird langsam ganz schön frisch bei euch. Wäre es nicht mal an der Zeit, diese Metallkästen unter den Fenstern wieder aufzuheizen, auf denen ich so gerne liege? Da wart ihr früher schneller dabei, das muss ich mal sagen! Dieser Putin merkt doch überhaupt nicht, ob ich einen warmen Hintern habe oder nicht ..."

Spieltrieb

 

Es ist kurz vor Mittag, und noch immer macht der Mensch keine Anstalten, vom Schreibtisch aufzustehen und in die Küche zu gehen, um Loki zu füttern. Da muss man sich als kleiner Kater doch was ausdenken, um die Aufmerksamkeit seines Tütenaufreißers zu gewinnen ...

Versuchung

Wenn Thunfisch-Sandwiches im Spiel sind, ist es bei Kater Loki mit der Selbstbeherrschung komplett vorbei.

Und wenn man genau hinsieht, kann man feststellen, dass er zur Unterstreichung der Dringlichkeit seines Anliegens seine Krallen bis zur "Fünf-Millimeter-sind-Spaß"-Grenze ausgefahren hat ...

Tiefenentspannung

Graf Katz und der Büromensch genießen das milde Wetter draußen auf der Hollywoodschaukel, bevor demnächst dann endlich mal ein bisschen Regen kommen soll. Inzwischen ist er ganz versessen darauf, von seinem schreibenden Zweibeiner nebenbei sanft geschaukelt zu werden, und vermittelt dafür echte Tiefenentspannung.

Nachbarschaftshilfe

Paul. "Chill mal, Alter."

 Naaa, kleiner Loki? Alles im Lack?

"Klar, Sherlock, danke der Nachfrage! Lange nicht gesehen, alter Mann!"

Hey hey ... vergiss nicht, dass du inzwischen älter bist, als ich in meiner irdischen Existenz je geworden bin.

"Echt jetzt? ... Stimmt ..."

Deswegen denke ich ja auch, du kommst inzwischen auch ganz gut ohne mich aus.

"Aber ich brauche hin und wieder doch einen Katzenkumpel zum Erzählen, Sherlock, und du hast versprochen, dass du das bleibst."

Du hättest aber doch Paul.

"Ach, hör mir auf mit dem. Mit dem rede ich nicht."

Aber bist du nicht heute Morgen ganz gelassen mit ihm im Schlepptau zu seinen Menschen geschlendert?

"Doch, das stimmt. Musste ich ja."

Wieso denn das?

"Weil meine Menschen gesagt haben, dass ich den holen soll. Pauls Menschen waren wohl ganz außer sich, weil der Blödmann die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen ist. Hatte ich mir schon gedacht, die pfeifen ja immer nach dem - und der kommt dann, wie so ein Hund, das ist doch peinlich! -, und ich habe sie immer wieder draußen auf der Straße gehört, als es dunkel war. Und morgens hat mein Mensch dann gesagt, Loki, wenn du Paul draußen siehst, sag dem, er soll sofort nach Hause gehen, seine Menschen haben furchtbar viel Angst, dass ihm was passiert ist."

Hatten unsere doch auch, bei den drei Gelegenheiten, als du verschwunden warst.

"Das ist doch wohl längst verjährt! Ich komme doch immer wieder, vor allem, seit es kurz vor der Nachtruhe immer noch was zu fressen gibt!"

Aber du lässt dich ganz schön bitten, wenn du abends reinkommen sollst.

"Weil dann der Mensch die Tube mit der Malzpaste holt, um mich reinzulocken! Da komme ich doch nicht einfach so mit, wenn ich auch Malzpaste kriegen kann!"

Die bekommst du doch auch so zur Belohnung.

"Das weißt man nie genau, Sherlock! Ich sorge lieber dafür, dass die Menschen gleich die Tube holen, da weiß ich, woran ich bin!"

Du bist echt ein Schlawiner, Kleiner. Und was war jetzt mit Paul?

"Na, ich bin raus nach dem Frühstück, die Lage peilen. Hat eine Weile gedauert, bis ich Paul gefunden habe - erst auf  meiner dritten Runde war er plötzlich auf dem schönen Grundstück mit den großen Rosenbeeten. Ich wette, er war über Nacht in dem kleinen Schuppen eingesperrt, der da steht, oder vielleicht in der Garage. Dieser Kerl kriecht doch überall rein. Neulich sind Bekannte von unseren neuen Nachbarn mit ihrem Auto losgefahren und haben erst nach einiger Zeit gemerkt, dass er hinten im Auto hockt. Sowas ist doch nicht normal."

Der ist halt sehr zutraulich.

"Der ist komplett bescheuert! Man kann doch nicht einfach zu fremden Menschen auf so kleinem Raum reinklettern, wenn man nicht einschätzen kann, ob die überhaupt nett sind! Und wenn man nicht weiß, was die vorhaben! Ich würde nicht mal zu unseren Menschen ins Auto steigen!"

Tja ...

 "Jedenfalls hab ich ihm gesagt, dass seine Leute richtig am Rad drehen und dass er mal dalli machen soll. Er hat sich dann erst mal demonstrativ geleckt und Chill mal, Alter gesagt. Wie der sich schon immer ausdrückt! Das hat er wohl aus diesem Tierheim da in Mölln! Ich bin dann jedenfalls zu Nachbars, und tatsächlich standen die beiden schon in der Tür und haben mich angesprochen. Die waren wirklich ganz verzweifelt, deshalb bin ich auch nicht gleich wieder abgehauen, sondern habe erst mal gewartet, ob Paul kommt. Und das tat er dann tatsächlich, er war brav hinter mir hergetrottet. Die Menschen haben sich richtig gefreut. Und meine haben mich auch gelobt."

Ist ja auch fair, wenn man einen Artgenossen nach Hause bringt, der eine harte Nacht hinter sich hat. Habe ich für dich auch mal gemacht, weißt du noch?

"Klar, Sherlock. Sowas vergesse ich nicht. Deswegen war ich ja auch nett zu Paul und habe ihn mal ausnahmsweise nicht verhauen. Obwohl ich echt sauer bin, weil unsere Menschen immer so mit dem rumschmusen. Der Büromensch hat ihn neulich auf dem Arm gehabt! Der lässt sich draußen in freier Wildbahn einfach so hochnehmen und bekuscheln! Ich war fassungslos!"

Naja, du willst ja nicht auf den Arm.

"Nein! Arm ist eklig! Dann geht es immer in die Box!"

Das stimmt doch gar nicht, Loki. Und draußen ja sicher schon mal gar nicht.

"Ich finde, als Kater muss man seine Würde verteidigen. Wir sind doch keine Kuscheltiere, wir sind ernstzunehmende Räuber."

Och, naja, ein bisschen Schmusen ist schon ganz schön ...

 

Loki: "Du willst mich am Bauch anfassen,
Mensch? Kannst du ja mal versuchen ..."

"Finde ich auch, so ist das nicht. Aber dann auf meinem Sessel, abends beim Fernsehen, oder auf dem Küchentisch. Das ist auch ein Super-Ort zum Schmusen. Da kann man so schön auf einer aufgeschlagenen Zeitung liegen und sich richtig ausdauernd am Kopf und am Hals und am Kinn und an den Ohren kraulen lassen. Von mir aus sogar am Bauch. Weil, manchmal muss man seinen Menschen ja auch mal ein bisschen was gönnen, und die lieben das ja so."

Isso, kleiner Loki ...