29. April 2019

Automat

"Leute, meine Menschen haben den ganzen Tag nur Unruhe verbreitet - Kram aus dem Keller geschleppt, Kram in den Keller geschleppt, und was am Schlimmsten ist, sie haben zwei Koffer geholt, und inzwischen weiß ich ganz genau, was das heißt - sie wollen wieder irgendwohin fahren! Das mag ich nicht! Das ist dann abends immer total langweilig, Sherlock haut irgendwohin ab, und ich habe keinen, den ich vom Sofa drängeln kann, der Fernseher läuft nicht, und keiner redet mit mir oder krault mich am Kinn. Doof. Aber vielleicht sind sie ja nicht so lange weg ...
Außerdem haben sie gestern Otto das Futter und die Pillen und überhaupt alles gezeigt und wieder den Futterautomaten für mich in die Küche gestellt. Den habe ich den ganzen Vormittag belauert, damit Sherlock auf gar keinen Fall vor mir an das leckere Trockenfutter kommt, das da drin ist!"


Loki bereitet sich auf ein paar Tage ohne seine Menschen vor. Am härtesten wird es die Jungs vermutlich treffen, dass der Katzensitter-Service nicht durch Miauen vor der Schlafzimmertür zu aktivieren ist. Nachdem sie früher brav vor der Tür warteten, bis ihre Menschen um halb sieben aufstehen mussten, haben sie es sich in den letzten Tagen angewöhnt, zu zweit im Flur herumzutrippeln und ab sechs lautstark nach "Bedienung!" zu verlangen. Dafür können ihre Menschen dann mal wirklich ein paar Tage ausschlafen.

28. April 2019

Petzen

Kater Sherlock findet es einigermaßen skandalös, dass man sich in einem Übersetzerhaushalt mit der Entschlüsselung von Katzensprache so schwer tut. Er meint, uns hätte klar sein müssen, dass sein ungewöhnlich kräftiges und deutliches, sogar sehr klassisches "Miauuu" um sieben Uhr vor der Schlafzimmertür nicht heißt "lass mich raus". Wenn er das will, macht er bekanntermaßen "miiiii", außerdem ist die Klappe ab sechs auf, und wenn er bis auf die Haut nass ist, dann kommt er sowieso gerade von draußen. "Miauuu" heißt auch nicht "los, Mensch, füttere mich gefälligst". Oder "Los, Mensch, füttere gefälligst meinen Kumpel Loki, der hat keine Lust mehr, selbst vor eurer Tür zu hocken und schickt deswegen mich". Wie der begriffsstutzige Mensch allmählich kapiert, als er zwecks Dosenöffnung in die Küche schleicht und dabei am Wohnzimmer vorüberkommt, wo Kumpel Loki ungewöhnlich wenig interessiert am Frühstück auf dem Teppich liegt, heißt "Miauuu": "Ich habe mir eine superleckere Feldmaus gejagt, sie ordnungsgemäß totgebissen und als kleinen Happen am Morgen ins Haus geschleppt, damit meine Menschen eine Runde länger schlafen können, aber dann kam der Krawallo und hat sie mir weggenommen, und das ist eine Riesensauerei, und jetzt will ich doch sofort Fastfood aus der Tüte! Und zwar pronto! Mir doch wurscht, ob Sonntag ist!" Ist die Terminologiedatenbank aufgenommen, Sherlock. "Miauuu" heißt: Petzen.

16. April 2019

Hoch hinaus


Seit es allmählich Frühjahr wird, ist Loki noch unternehmungslustiger als sonst: Er verbringt inzwischen zunehmend mehr Zeit draußen, bringt sich fast jeden Tag eine Maus mit (die er glücklicherweise, soweit wir wissen, auch immer noch komplett frisst), würde am liebsten jeden Tag mit Sherlock neu auswürfeln, wer im Haus das Sagen hat (wobei ihm Sherlock seit einigen Tagen auch wieder ordentlich contra gibt), hat immer weniger Angst vor Moby und erforscht sein Reich.
Und er wird auch immer mehr zur Kletterkatze, nachdem er bisher in erster Linie ein Bodenturner war. Inzwischen springt er lässig über halbhohe Gartenzäune; nur der Maschendraht rüber zu Nachbars ist ihm immer noch suspekt. Und auch Sherlocks bisheriges Refugium, der gut einsfünfzig hohe Geräteschrank auf der Terrasse, hat er sich erobert. Das hängt zwar sicherlich auch damit zusammen, dass der Picknicktisch noch immer in guter Sprungdistanz steht und ihm eine brauchbare Treppe bietet; dass er aus dem Stand auf die Höhe gekommen ist, wie Sherlock das durchaus fertigbringt, können wir uns nicht so recht vorstellen. Aber trotzdem: Da ist jemand ganz oben angekommen.

14. April 2019

Eroberung

Loki ist beleidigt. Er war immerhin der erste, der seine Menschen davon überzeugen konnte, dass er manchmal morgens, wenn Zeit für Kaffee und Zeitung ist, mit ins Bett darf. Aber nachdem Sherlock in den letzten Wochen zunehmend tagsüber das Bett für sich entdeckt hat, stört es ihn offenbar auch nicht mehr, wenn zwei Menschen drin liegen.
Gestern Abend kam er jedenfalls gegen elf von draußen und meldete sich auf bekannte Weise an der Schlafzimmertür: Kratzkratzkratz. Diesmal wollte er allerdings nicht rausgelassen werden, sondern rein, und weil wir so begeistert davon sind, dass unser so distanzierter Großer, der seit über einem Jahr an der Maxime festhält, dass er gerne zu Mensch wie Kater mindestens einen oder zwei Meter Abstand hat, tatsächlich bei uns im Bett schlafen will, haben wir ihm auch nachgegeben. Loki kam sofort hinterher und wollte den Ursupator aus seinem Reich vertreiben, ließ sich aber überreden, noch ein halbes Stündchen am Ellenbogen seines Menschen stillzuliegen und Sherlock am Fußende schlafen zu lassen, ohne ihm zwei Kilo Fell auszureißen. Tatsächlich waren dann auch beide gern bereit, danach wieder rauszugehen, um ihre üblichen Schlafplätze draußen aufzusuchen - Sherlock auf dem Kratzbaum, inzwischen im oberen Nest, und Loki im Wohnzimmer auf dem Sofa.
Heute Morgen wartete Sherlock wieder vor der Tür, während Loki immer noch schlechter Laune im Arbeitszimmer blieb; er ging später raus, um sich einen interaktiven Snack zu holen. Shlerlock hingegen machte es sich auf dem Bett gemütlich. Uns freut es, dass er jetzt offenbar zu der Überzeugung gekommen ist, dass wir wirklich nett sind und man es sich gut bei uns gemütlich machen kann. Loki wird sich daran gewöhnen müssen ... bei einem Knabberstäbchen in der Küche war er auch schon wieder ganz versöhnlich.

11. April 2019

Fressstress


"Duuu, Sherlock ...? Du bist doch hier drin, oder?"
"Pssst. Klar doch."
"Schönes Versteck! Da will ich auch mal rein!"
"Tja, da musst du früher aufstehen, würde ich sagen."
"Ist ja auch egal, der Mensch ist nebenan schon am Schreibtisch, wird Zeit, dass du 'zur Arbeit gehst', höhö."
"Was wolltest du denn eigentlich von mir?"
"Och, nichts Besonderes, eine Runde rumbalgen vielleicht."
"Lass mal. Habe ich zurzeit so gar keinen Bock drauf."
"Sag mal, fehlt dir was? Die Menschen sind schon ganz besorgt, weil du so gar nicht recht fressen mochtest in den letzten Tagen."
"Ich würde ja gern! Aber sobald ich mich meinem Napf nähere, schießt du ja aus irgendeinem Winkel hervor und nervst mich!"
"Och menno! Jetzt soll ich dran schuld sein, dass du keinen Hunger hast? Du könntest mir ja einfach was abgeben!"
"Du kriegst doch genug! Lass mich doch einfach mal!"
"Du doch auch! Der Büromensch macht morgens ihre Tür zu, wenn du zu ihr reinkommst, und wenn ihr beide da allein drin seid, dann gibt sie dir Trockenfutter! Das höre ich doch!"
"So komme ich wenigstens dazu, mal in Ruhe was zu fressen."
"Weißt du, man kann sich aber auch ganz schön anstellen."
"Weißt du, man kann auch mal Rücksicht nehmen auf andere Kater."
"Das ist doch langweilig. Du kannst mir doch einfach auf den Kopf hauen, wenn ich dich nerve, das mache ich doch auch so, und dann prügeln wir uns eine Runde, und dann ist alles wieder gut."
"Wenn du dich so unbedingt mit irgendwem kloppen willst, dann spring doch draußen Moby in den Nacken, der macht da bestimmt gern mit."
"Iiih, nee ... der ist groß und fies ... Aber vielleicht hat dieser kleine Neue mal Lust auf eine schöne Rauferei, der mit diesem lustigen, schwarzweißen Gesicht, der jetzt öfter mal bei uns auf der Terrasse unterwegs ist."
"Timmy? Der wird sich bedanken, auf den wirkst du wahrscheinlich groß und fies, und er ist doch noch klein. Dich habe ich schließlich auch in Ruhe gelassen, als du noch nicht ausgewachsen warst."
"Das war aber gar nicht nötig."
"Das denke ich heute allerdings auch. Ich wollte halt nett sein damals."
"Du bist ja auch ein Netter. Ich mag dich. Deswegen leck ich dich doch auch so gern und balge mich gern mit dir. Ist das denn so verkehrt?"
"Seufz ..."

8. April 2019

Grünfutter

Morgens grüßt auf dem Fensterbrett ein verwaister Orchideentopf, in dem gestern noch ein kleiner Ableger unserer Dendrobium steckte. Kater Loki gibt sich betont ahnungslos. Nachdem ich zuerst vor allem fürchtete, der Krawallo hätte sie aufgefressen (keine Ahnung, wie giftig Orchideen sein mögen), fand sich der Flüchtling nebenan im Wohnzimmer vorm Esstisch. Wir schließen aus, dass er da selbst hingekrochen ist, auch wenn es so aussieht. Loki behauptet aber immer noch, er hätte damit nichts zu tun.

5. April 2019

Frühlingsgefühle

Kleiner Nachtrag zum Post von gestern:
Dass die Klappe jetzt schon ab sechs offen ist, hilft beim Durchschlafen der menschlichen SchleichTeam-Fraktion natürlich nicht, wenn Sherlock um halb sechs beschließt, dass er jetzt lange genug Lokis nervige Dominanzversuche ausgehalten hat und er lieber gucken würde, was draußen los ist. Und außerdem gibt es Loki die Gelegenheit, seine Menschen eine Stunde später mit phänomenal dreckigen Schlammpfoten zu begrüßen, die sich dann aber prima auf dem hellen Bettlaken abwischen lassen.
Bei Loki schlägt der Frühling gerade so richtig durch: Unser Kleiner ist im Augenblick so unternehmend, dass wir ihn vor ein paar Tagen sogar dabei gesehen haben, wie er hinter Moby her anstatt vor ihm weggelaufen ist. Im Haus hält er sich derzeit für den King, was leider auch dazu führt, dass er sich dauernd mit Sherlock prügeln möchte und den dafür sogar aus seinem angestammten Kuschelnest auf dem Kratzbaum herausjagt. Sherlock frisst mal wieder wenig (wobei wir auch nicht wissen, ob er sich vielleicht in der Nachbarschaft irgendwo Leckerlis abholt) und ist entsprechend schlechter Laune.
Aber tatsächlich versteht auch er sich offenbar momentan gut mit Nachbars Moby - die beiden tigerten gestern jedenfalls einträchtig durch den Garten. Vielleicht wird Moby langsam altersmilde, oder die Tatsache, dass es in seinem Haushalt seit Anfang des Jahres einen Jungkater namens Timmy gibt, hat ihn zu der Einsicht bewogen, dass unsere beiden Jungs doch nicht ganz verkehrt sind.

4. April 2019

Morgendliches Jagdvergnügen

Vor ein paar Tagen haben wir die Zeitschaltuhr der Katzenklappe so eingestellt, dass sie schon um sechs - also vor der Futterzeit - aufgeht. Schließlich ist es da schon hell, und es verhindert, dass Sherlock seine Menschen um die letzten kostbaren Schlafminuten bringt. Dass Loki das ebenfalls für einen ersten Morgenspaziergang mit integrierter Spontanjagd nutzt, hören wir dann daran, wenn er um halb sieben zurückkehrt und im Erdgeschoss nicht seine üblichen Axl-Rose-Laute von sich gibt, sondern deutlich kehliger, eher in Amy-Winehouse-Tonlage, vermeldet, dass er sich einen Snack mitgebracht hat, weil ja seine Versorger nicht in die Puschen kommen. Erfreulicherweise zählt er bisher zu den Katzen, die sich kein Lebendspielzeug mitbringen, das dann im Haus freigelassen wird, sondern schleppt sich seine Beute nur in sehr erledigtem Zustand rein, um sie dann in zehn Minuten Mäuseweitwurf mürbe genug für den rückstandsfreien Verzehr zu machen ...