28. April 2019

Petzen

Kater Sherlock findet es einigermaßen skandalös, dass man sich in einem Übersetzerhaushalt mit der Entschlüsselung von Katzensprache so schwer tut. Er meint, uns hätte klar sein müssen, dass sein ungewöhnlich kräftiges und deutliches, sogar sehr klassisches "Miauuu" um sieben Uhr vor der Schlafzimmertür nicht heißt "lass mich raus". Wenn er das will, macht er bekanntermaßen "miiiii", außerdem ist die Klappe ab sechs auf, und wenn er bis auf die Haut nass ist, dann kommt er sowieso gerade von draußen. "Miauuu" heißt auch nicht "los, Mensch, füttere mich gefälligst". Oder "Los, Mensch, füttere gefälligst meinen Kumpel Loki, der hat keine Lust mehr, selbst vor eurer Tür zu hocken und schickt deswegen mich". Wie der begriffsstutzige Mensch allmählich kapiert, als er zwecks Dosenöffnung in die Küche schleicht und dabei am Wohnzimmer vorüberkommt, wo Kumpel Loki ungewöhnlich wenig interessiert am Frühstück auf dem Teppich liegt, heißt "Miauuu": "Ich habe mir eine superleckere Feldmaus gejagt, sie ordnungsgemäß totgebissen und als kleinen Happen am Morgen ins Haus geschleppt, damit meine Menschen eine Runde länger schlafen können, aber dann kam der Krawallo und hat sie mir weggenommen, und das ist eine Riesensauerei, und jetzt will ich doch sofort Fastfood aus der Tüte! Und zwar pronto! Mir doch wurscht, ob Sonntag ist!" Ist die Terminologiedatenbank aufgenommen, Sherlock. "Miauuu" heißt: Petzen.