23. Februar 2022

Sendepause

"Das ist so öde hier, öde öde öde ... Da kann man nur abhängen!"

"Duuu, Sherlock! Sherlock! Komm doch mal!"
Bin doch schon da, kleiner Loki. Was ist denn? Du siehst ja ganz unzufrieden aus ...
"Naja, guck doch mal! Unser Büromensch schreibt überhaupt nichts mehr über mich ... Als ob bei mir nichts mehr passieren würde! Als ob es mich gar nicht mehr gäbe!"
Na, nun übertreib mal nicht. Als Katze definiert man sich doch nicht über seinen Internetauftritt. Wichtig sind doch andere Dinge - das Revier, das Personal, gemütliche Schlafplätze, leckeres Fressen. Und da ist doch noch alles in Ordnung, oder?
"Geht so. Mein Revier muss ich mir immer noch mit Paul teilen."
Du meine Güte, Loki, mach doch nicht so ein Drama daraus. Ihr kennt euch doch jetzt schon fast ein Jahr. Es gibt nun mal andere Katzen auf der Welt. 
"Aber doch nicht so dicht an mir dran!"
Weißt du, dass er dauernd durch deinen Garten streift, liegt wahrscheinlich auch daran, dass du im Moment kaum rausgehst.
"He, Sherlock, es ist Winter! Hast du völlig vergessen, wie das ist? Eisige Steinplatten auf der Terrasse! Wasserpfützen unter der Zypresse! Kaltes Gras, das einem unterm Bauch entlang streicht! Kaum Mäuse! Und die letzten Tage war dann auch noch so ein schrecklicher Wind, der hat ganz, ganz schlimm geheult, sogar die Menschen haben an dem einen Abend ganz besorgt geguckt! Das sollte ich eigentlich gar nicht merken, mit mir haben sie immer nur ganz beruhigend gesprochen, aber sie haben dauernd aus dem Fenster geguckt, und als die Scheiben so richtig schlimm geknackt haben, da waren sie auf einmal auch ganz still."
Ja, es war Sturm.
"Und sonst ist es auch eklig draußen! Da geh ich doch nicht mehr raus als unbedingt nötig!"
Paul aber schon. Der ist immer draußen.
"Weiß ich, den seh ich ja, wenn ich oben beim Büromensch auf der Fensterbank liege und rausgucke! Aber ich bin doch nicht bekloppt! Da holt man sich nur was an der Blase, wenn man sich im eisigen Wind ins Beet hockt, und bei dem harten Boden macht nicht mal Kratzen und Buddeln richtig Spaß! Davon abgesehen wollen die Menschen bestimmt auch gar nicht, dass ich rausgehe. Der Büromensch hat doch immer so viel Angst um mich."
Klar freut sie sich über Gesellschaft, aber austoben könntest du dich draußen doch trotzdem. Sie machen dir doch morgens sogar ganz einladend die große Tür auf, so als Angebot.
"Jahaa, und dann sagt der Außer-Haus-Mensch, Loki, entscheide dich, die Tür kann nicht dauernd aufbleiben, es ist kalt! Eben! K-a-l-t! Und ich soll da raus! Die spinnen doch!"
Sie pusseln jedenfalls noch immer ganz schön um dich rum.
"Naja, geht so. Der Außer-Haus-Mensch war eine ganze Woche nicht da. Das war doof, du. Keiner, der mir meinen Sofaplatz anwärmt ..."
Du hättest ja wie sonst auch beim Büromensch auf den Schoß klettern können.
"Du, Mensch? Schreibst du
jetzt wieder öfter was
über mich?"

"Ich wollte aber lieber, dass alles so wie immer ist. Dass sie beide da sind, und dass sie reden, das ist so schön beruhigend, wenn ich dabei döse. Wenn der Büromensch allein ist, hockt sie nur da und arbeitet. Das ist sowas von öde. Überhaupt arbeitet sie im Moment nur noch. Dauernd klappert sie auf dieser Tastatur rum, und für mich hat sie gar keine Zeit."
Hm. Das ist nicht schön, das stimmt.
"Sag ich doch! Na gut, sie spielt schon noch mit mir ... mit dem Schnürband, und dann auf dem Kratzbaum, das macht total viel Spaß! Aber sie macht sonst so gar nichts Spannendes. Wir haben ewig nicht geklickert. Und sie kommt auch nicht so oft runter zu mir wie sonst."
Dann geh du doch zu ihr hoch.
"Mach ich ja. Ich maunze und ich beiße sie in die Schienenbeine, ich mache so richtig Alarm, spätenstens, wenn es auf die Futterzeit zugeht. Aber bis sie dann mal aufhört zu schreiben ..."
Das schaffst du schon. Das ist nicht gut, wenn Menschen so viel arbeiten. Da ist es Katzenpflicht, dafür zu sorgen, dass sie zwischendurch auch mal was anderes tun.
"Wir haben Pflichten? Ich dachte, die Menschen sind für uns da?"
Isso, kleiner Loki. Wir müssen schon drauf achten, dass sie in Form bleiben. Es gibt doch auch noch dieses Virus, da sind die meisten Menschen so ein bisschen depri ...
"Ach, bei denen ist doch immer alles Mögliche, jetzt machen sie sich gerade ganz viel Sorgen über irgendwas mit Politik ... Das Virus interessiert die gar nicht mehr so. Die laden sich wieder richtig viele Leute ein. Aber du, ich habe mich jetzt ein bisschen überwunden - ich war tatsächlich ein paar Mal im Wohnzimmer, obwohl Besuch da war. Meistens haben die dann nämlich auch lecker was zu essen."
Ah, und du meinst, du kannst ein bisschen was klauen?
"Muss ich gar nicht. Ich muss nur abchecken, wer vom Besuch am ehesten so aussieht, als würde er mich niedlich finden. Dann schmuse ich mich da an, gucke ein bisschen wie ein Kitten, und schwupps ..."
Du bist wirklich ganz schön gerissen, Kleiner.
"Das klappt! Klauen tu ich nicht, wenn Besuch da ist. Das wäre den Menschen garantiert peinlich."
Oho, wie rücksichtsvoll, so kenn ich dich ja gar nicht.
"Warum sollte ich denn, es klappt auch so - letzten Samstag gab's Käse und sogar noch Frischkäse! Nur für niedlich gucken! Bis dann irgendwann der Büromensch gesagt hat, das reicht jetzt. Spielverderberin. Sie passt auch immer so auf, dass die Donnerstagsfrau mir nicht den ganzen Belag von ihrem Brötchen gibt. Oh, und da hat sie jetzt immer sowas Leckeres drauf! Thunfisch! DAS ist vielleicht toll!"

"Hallo, Bedienung! Eine Dose Thunfisch für den Kater an Tisch sieben!"

Oh ja ... Thunfisch mochte ich früher auch gerne ... 
"Der Büromensch hat aber gemeint, die Donnerstagsfrau soll ihren Fisch selbst essen, und jetzt bekomme ich meine eigene Dose Thunfisch mit Garnele. Die gibt mir die Donnerstagsfrau aber aus der Hand, die ganze Dose, das finde ich großartig. So viel Aufmerksamkeit ..."
Das ist so richtig was für dich, hm?
"Ja! Ich brauche Aufmerksamkeit, deswegen stört mich das mit dieser Arbeitswut ja so. Warum müssen Menschen bloß so viel arbeiten, Sherlock?"
Isso, kleiner Loki ...

7. Februar 2022

Killerinstinkt

 

Graf Katz und sein Lieblingsspielzeug: ein Schnürband. Nichts jagt er lieber. Vor seinen Pfoten sollte man sich generell besser in Acht nehmen, wie man hier sehr schön sehen kann.