Bisher waren wir ja der Meinung, dass Loki ein Bodenturner ist - für große Klettertouren, wie Sherlock sie uns früher gezeigt hatte, fehlte ihm meist der Mut, und selbst niedrige Gartenzäune stellten für ihn echte Hindernisse dar, die er lieber umrundete als übersprang.
In den letzten Wochen konnten wir allerdings schon öfter beobachten, dass Loki sich den Geräteschrank auf der Terrasse erarbeitete, dessen Dach in etwa einem Meter siebzig Höhe einer von Sherlocks liebsten Ausguckplätzen gewesen war. Sherlock überwand die einssiebzig aus dem Stand, Loki brauchte dafür den Tisch der Picknickbank, die im Winter unter dem Vordach der Terrasse steht.
Endgültig misstrauisch hätte es uns machen sollen, dass unser Kleiner in letzter Zeit sinnend auf dem Küchentisch saß und sich den mittelhohen Einbauschrank genau betrachtete, mit diesem Maßnehmen-Blick, der darauf schließen lässt, dass ein Kater Breite mal Höhe mal Aufwand berechnet. Der Schrank war bisher für ihn off limits und ein beliebter Ort, an dem seine Menschen Nahrungsmittel abstellten, die nicht sofort katersicher verpackt kurzzeitig aus seiner Reichweite gebracht werden sollten. Da die Oberseite unübersichtlich vollgestellt ist - Mikrowelle, Kaffeekannen, Tassenbäume, Dosen etc. -, war Loki wohl zuerst zögerlich bei der Eroberung dieses Neulands. (Oder er turnt schon seit Jahren dort oben herum und hat nur vorsichtig darauf geachtet, dass wir das nicht mitbekommen.)
Heute jedenfalls ertönte aus der Küche ein besorgniserregendes Rumpeln und Krachen. Nun haben wir uns eigentlich abgewöhnt, bei jedem Geräusch gleich zu gucken, was der Kleine wieder anstellt, aber das klang schon gewaltig. Wie wir dann feststellten, hatte Loki eine offene Tupperdose mit einem Rest Quiche entdeckt, und der Käseduft hatte sich wohl als unwiderstehlich erwiesen - jedenfalls verteilte sich der Quiche über dem Fußboden, die Dose lag auf Lokis Futterplatz, und oben auf dem Schrank saß ein Kater mit betont harmlosem "Ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist, ich habe damit nichts zu tun"-Gesicht.
Wir werden uns zukünftig wohl eine neue Strategie zur Essenssicherung überlegen müssen ...
