9. Februar 2018

Fünfeinhalb Wochen ...

... sind Sherlock und Loki inzwischen bei uns, und auch wenn wir von Normalität noch weit entfernt sind, sind wir inzwischen alle miteinander entspannter geworden. 



Die Futterzeit ist immer noch etwas stressig für alle Beteiligten. Loki ist stürzt sich voller Panik, dass ihm jemand etwas wegnehmen könnte, mit buchstäblich Klauen und Zähnen auf jeden Fressnapf und jedes Leckerli: Seine kleine Krallen bohren sich dabei ziemlich gemein und tief in Finger und Hände, wenn man nicht aufpasst. Sherlock verweigert hin und wieder völlig das Nassfutter, das zugegebenermaßen "nur" von Aldi kommt (aber immerhin keinen Zucker und wenig Getreide enthält und laut Tierheim wirklich gut sein soll), und lässt sich dann gnädig dazu herab, Trockenfutter anzunehmen, wenn man es ihm in kleinen Portionen und mit viel Zureden reicht. Bei kleingeschnittenen Hühnerherzen entwickelt er allerdings einen erstaunlichen Appetit, und wir führen seine Empfindlichkeit darauf zurück, dass er uns seine neuerliche Internierung übelnimmt.


Zu der hat uns allerdings die Tierärztin geraten, weil Sherlocks Operationswunde vom Dienstag erst einmal heilen soll, bevor er sich in seinem neuen Revier möglicherweise auf die nächste Prügelei mit einem anderen "intakten" Kater einlässt. Er hingegen ist jetzt allenfalls noch halb intakt: Einen Hoden hat die Tierärztin im Leistenkanal gefunden und entfernt. Ob der zweite bei einem früheren Kastrationsversuch schon verschwunden ist, oder ob er vielleicht doch noch irgendwo in der Bauchhöhle schlummert, das wissen wir (noch) nicht. Es hätte natürlich die Möglichkeit bestanden, auf Verdacht hin und möglicherweise umsonst einen großen Schnitt zu tun und danach zu suchen, aber das wollten wir ihm nicht zumuten. So werden wir jetzt warten müssen, bis wir in vier bis sechs Wochen noch einmal einen Hormontest machen lassen können - dann sollten die Testosteronwerte gesunken sein. Vielleicht haben wir ja Glück, und er kommt um einen zweiten Eingriff herum. Einstweilen hadert er damit, dass ihm sein schönes, langes Berberbauchfell abrasiert wurde, und leckt sich zwar nicht an der Wunde, aber dort, wo jetzt das nachwachsende Fell juckt, und natürlich jammert er auch immer noch die ganze Nacht über, weil er nicht nach draußen darf - das erfordert von seinen Menschen wie auch von Loki noch ein wenig Rücksichtnahme.


Ansonsten aber haben wir uns inzwischen viel mehr einander angenähert. Beide Kater rennen sofort nach dem Frühstück mit dem Büromensch die Treppe zum Arbeitszimmer hoch, wenn sie gerufen werden. Sherlock genießt das Streicheln und Schmusen, besonders, wenn man ihn unter dem Kinn krault, während Loki mehr auf Spiel als auf Kuscheln aus ist - aber auch er entspannt sich mittlerweile immer öfter so, dass man auch ihn einmal am Hals streicheln darf, ohne dass er gleich versucht, seinen Menschen mit den Zähnen zu erforschen. Dafür liebt er es, hinter einer Angel mit einem Stück Filz hinterherzurennen, seine englische Lieblingsmaus zu jagen (die hat nämlich eine Batterie und quietscht beim Antippen recht lebensecht) oder fünf Minuten lang im Kreis laufend den eigenen Schwanz zu verfolgen. Bei ihm kommt der Kratzbaum, den wir noch für den Schleichmeister angeschafft hatten, jetzt auch richtig zu Ehren - Loki beklettert alle Stämme und schläft in allen drei Nestern wechselweise.



Der Außer-Haus-Mensch wird inzwischen mit einem echten Empfangskomitee begrüßt, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, und der Büromensch genießt den ganzen Tag über die Gesellschaft seiner neuen WG-Genossen. Zwischen Sherlock und Loki selbst knirscht es gelegentlich noch im Getriebe, aber Sherlock wird inzwischen etwas weniger duldsam, wenn Loki ihn vom Wassernapf wegdrängen will oder ihm in den Schwanz beißt, und jagt den Kleinen gelegentlich auch mal durch die ganze Wohnung, was dem einen Heidenspaß zu bereiten scheint.