29. Mai 2018

Klappenkummer


Ursprünglich war es ja einmal so gedacht, dass Sherlock und Loki zwar tagsüber Freigänger sein dürfen, nachts aber im Haus bleiben - unter anderem auch, damit wir die Gefahren der nahen Bundesstraße zumindest ein bisschen minimieren können. In der Praxis lässt sich das jetzt in den Sommermonaten nicht recht umsetzen - zwar konnten wir Loki, der ohnehin meist in der Nähe unseres Grundstücks bleibt, mit einer klappernden Leckerli-Dose bisher immer noch vor dem Dunkelwerden ins Haus locken, aber Sherlock geht nach dem Füttern um sieben noch einmal auf Tour, wer weiß, wohin, und interessiert sich ohnehin eher weniger für Snacks. Damit er nachts zuhause schläft, müssten wir nach dem Dinner alle Türen geschlossen halten, und das wollen wir jetzt im Sommer auch nicht - zumal Sherlock dann auch den ganzen Abend unruhig durchs Wohnzimmer tigert, an der Tür kratzt und mit seinem ganzen Verhalten LOS, MENSCH, LASS MICH GEFÄLLIGST RAUS ausdrückt.
Also hat Sherlock seit ungefähr drei Wochen nachts Ausgang. Bisher hat das auch immer gut geklappt: Wenn Loki morgens um halb sieben vor der Schlafzimmertür sitzt und dieses helle Kreischen ausstößt, das er sich bei Axl Rose abgeguckt hat, liegt Sherlock in der Regel im obersten Kratzbaum-Nest im Arbeitszimmer und pennt, nachdem er vermutlich um halb sechs oder sechs wieder nach Hause gekommen ist. Für den Büromenschen mit seiner Helikopter-Mentalität ist das eine echte Prüfung.
Heute Morgen dann war das eingetreten, was der Büromensch die letzten drei Wochen schon gefürchtet hat: Das Schlafnest war leer. Keine Spur von Sherlock, auch nicht draußen auf der Terrasse, in seiner Außen-Schlafkiste oder unter der Zypresse. Es wurde sieben, es wurde acht, und natürlich gab der Tracking-Sender, den Sherlock noch immer trägt, überhaupt kein Signal (wie sich später herausstellte, war die Batterie leer). Der Büromensch sah sich schon die Gräben an der Bundesstraße kontrollieren, merkte dann aber zu seiner großen Erleichterung, dass sich die Katzenklappe verklemmt hatte und Sherlock daher gar keine Chance gehabt hatte, nach Hause zu kommen.
Da unser großer Grauer aber ja kein Übelnehmer ist, schlenderte er wenig später ins Wohnzimmer, fiel über sein Frühstück her und legte sich dann unterm Johannisbeerstrauch in die Sonne.


Insofern sind wir jetzt natürlich erst einmal wieder erleichtert. Mit der Klappe werden wir uns langfristig vielleicht noch was einfallen lassen müssen. Das Problem mit dem Verklemmen hatten wir schon mal, und das ließe sich aus der Welt schaffen, indem man abends beim Umstellen von "rein und raus" auf "nur rein, nicht raus" jedesmal gründlich kontrolliert, ob der Drehschalter hundertprozentig richtig steht. Allerdings hat Loki auch tagsüber Probleme damit, von draußen wieder reinzukommen, wenn sie ordnungsgemäß funktioniert. Das liegt daran, dass die Chipsteuerung so platziert ist, dass er die Klappe mit dem Kopf aufstoßen muss, damit sie entriegelt. Er würde aber viel lieber die Pfote nehmen, so, wie er es auch in der anderen Richtung gern macht, wo es - weil da keine Steuerung greift - auch genau so klappt. Daher braucht er manchmal Minuten, bis er die Pfotenversuche aufgibt, es mit dem Kopf probiert und dann auch hindurchschlüpfen kann. Zeit, die er nicht hat, wenn seine Nemesis Moby ihm auf den Fersen ist. Vielleicht steigen wir da doch noch mal auf ein anderes Modell um.