28. Juli 2018

Großes Glück


"Leute, ich bin immer noch viel zu kaputt von meinem Ausflug.
Aber mein Mensch erzählt, wie ich wieder nach Hause gekommen bin!"

Loki ist wieder da. Vier Tage war der kleine Krawallo weg, und wenn man nach dem kläglichen Maunzen geht, das er hören ließ, als wir ihn draußen aufgespürt hatten, dann war das für ihn ebenso schlimm und stressig wie für uns.

Nachdem wir von Dienstag bis Donnerstag jedes Grundstück und jeden Winkel, jeden Schuppen, Garage und Gewächshaus, jeden Kaminholzstapel und jede Schrottsammlung auf den unbebauten und verwilderten Flächen in der Nähe durchstöbert hatten, war die Verzweiflung groß. Loki hatten wir nirgendwo entdeckt, dafür aber ein Gefühl dafür bekommen, wie groß und unübersichtlich das Gelände war. Unsere Nachbarn waren allesamt ausgesprochen hilfsbereit und mitfühlend, öffneten uns jede Tür und hatten jede Menge tröstende Geschichten parat, von Katzen, die auch nach Jahren noch zu ihren Menschen zurückgekehrt waren. Trotzdem fürchteten wir allmählich das Schlimmste - zwar hatten wir Loki nicht an der vielbefahrenen Bundesstraße gefunden, die etwa dreißig Meter hinter unserem Haus verläuft, aber bei der sengenden Hitze der letzten Tage hätte es auch gereicht, wenn er in einem Gartenhaus eingesperrt gewesen wäre. Schließlich hängten wir überall in der Nähe Zettel mit seiner Beschreibung aus.

Gestern Abend um sechs dann ein Anruf: Eine Familie auf der anderen Seite der Bundesstraße, etwa 300 Meter von unserem Haus entfernt, hatte am Donnerstagabend eine Katze gesehen, auf die Lokis Beschreibung passte. Wir machten uns sofort auf den Weg. Hinter der Festwiese unseres Dorfes und der angrenzenden alten Schule liegt eine kleine Siedlung, ansonsten Felder, Wälder, ein unbewohnter Bauernhof mit verfallenden Scheunen, ein paar einzelne Häuser und ein weiterer, bewirtschafteter Hof mit Nebengebäuden, Lagern, Kürbisfeldern, Gewächshäusern ... sozusagen ein weiterer riesiger Heuhaufen zum Nadelsuchen. Nach zwei Stunden hatten wir zwar Ecken unserer Nachbarschaft erforscht, in denen wir vorher noch nie gewesen waren, aber Loki nicht entdeckt. Dafür trafen wir aber eine weitere Anwohnerin, die berichtete, am Donnerstagmorgen genau hier so einen kleinen Schwarzweißen gesehen zu haben.

Wir beschlossen, später am Abend oder frühmorgens noch einmal wiederzukommen. Und da ja auch der phänomenale Blutmond angesagt war, fuhren wir um halb elf noch einmal zur Festwiese. Es war unglaublich: Kaum, dass wir die kleine Straße an der alten Schule eingebogen waren, sahen wir im angrenzenden Feldweg ein Augenpaar. Da saß eine Katze. Schwarzweiß. Loki.

Die Dose mit dem Trockenfutter zum Anlocken fanden wir in der Hektik gar nicht, aber Loki ließ sich durch Rufen soweit beruhigen, dass er sitzen blieb, bis ich ihn auf den Arm nehmen konnte; dabei maunzte er herzerweichend. Auf dem Weg zum Auto wollte er zwar ein paar Mal wieder absteigen, kratzte ordentlich und biss mich kräftig in den Daumen, aber eine Minute später saß ich mit ihm auf dem Beifahrersitz, wir machten die Türen zu und fuhren ganz langsam los. Loki maunzte und schrie immer noch und machte einen langen Satz auf die Ablage unter der Windschutzscheibe, wo er dann aber ganz ruhig liegen blieb. Wir hatten es glücklicherweise ja nicht weit.

Und dann hatten wir ihn endlich wieder zuhause. Was für ein Drama ... Wie froh wir sind, lässt sich gar nicht in Worte fassen. Der kleine Krawallo fiel mit gesträubtem Fell über eine ordentliche Futterportion her, trank einen halben Wassernapf leer und rollte sich dann auf dem Sofa ein. Sherlock war tatsächlich eher unterwältigt von der Rückkehr seines Adoptivbruders - man hätte fast den Eindruck bekommen können, dass er sich schon gut auf das Leben als Einzelkater eingestellt hatte. Aber da muss er nun durch.