1. Juli 2019

Sensibelchen

"Ja, ich bin ein bisschen sensibel - und auch, wenn ich immer so tue,
als käme ich mit allem gut zurecht und bräuchte niemanden,
möchte ich eigentlich doch viel mehr Nähe zu meinen
Zweibeinern, jetzt, wo ich allmählich gemerkt habe, wie nett die sind."
 Wie schon letztes Jahr im Sommer hat Sherlock auch jetzt wieder eine Phase, in der er kaum etwas frisst. Und nachdem uns vor einigen Tagen schon Nachbarn darauf ansprachen, wie dünn er geworden ist, haben wir ihm erst einmal wieder eine Wurmkur spendiert - die er dieses Mal auch wirklich gefressen hat - und sind, nachdem die Haushaltswaage bei ihm nur noch 4,6 Kilo anzeigte, heute mit ihm zum Tierarzt.

Tja, und jetzt sind wir nicht wirklich schlauer als vorher, aber ein bisschen beruhigter - zum einen geht unsere Waage falsch, und Sherlock wiegt 4,9 Kilo, sogar ein bisschen mehr als vor vier Wochen beim Impftermin. Zum anderen ist er auf den ersten Blick gesund, soweit man das mit dem Blick in jede Körperöffnung, Abtasten und Abhorchen sagen kann. Für alles weitere müsste man Ultraschall und Blutbild machen, aber das erscheint bei seiner Gewichtsentwicklung nicht sinnvoll. Die Tierärztin nahm sich aber lange Zeit für ein Gespräch und vermutet, dass unser Großer mit seinem Fressverhalten vor allem unsere Zuneigung einfordert. Tatsächlich ist das ja ein schwieriges Feld, weil Loki so fürchterlich eifersüchtig ist, aber auch, weil Sherlock immer den Eindruck vermittelt, er wollte eigentlich gar nicht so viel Kontakt. Allerdings haben wir wohl auch nicht immer die Zeichen richtig gelesen und beispielsweise seine kleinen Bissattacken am Arm für Aggression gehalten, während die Tierärztin sagt, wenn er uns ohne Vorwarnung spielerisch in den Oberarm kneift, sei das ein reiner Liebesbeweis.

Jetzt stellt sich die Frage, wie wir unser häusliches System so umstellen, dass Sherlock die Ruhe zum Fressen bekommt, die er braucht. Dabei stört ihn Loki ja eigentlich gar nicht mehr und folgt ihm nicht jedes Mal zum Napf. Aber trotzdem war Sherlock ja eigentlich nur noch zum Fressen zu bewegen, wenn wir uns mit ihm hingesetzt und ihm das Trockenfutter sozusagen einzeln gereicht haben. Das wollen wir uns nun aber auch nicht dauerhaft angewöhnen. Vielleicht klappt es ja auch, wenn wir ihn mehr streicheln, uns mehr mit ihm beschäftigen und ihn auch mal aufs Sofa oder aufs Bett heben und dann Loki ein bisschen in Schach halten, damit Sherlock merkt, dass er nicht die Nummer 2 ist und immer nur zurückstecken muss.


Wir werden ihm auf alle Fälle noch mehr Höhlen anbieten, möglichst in luftiger Höhe - denn wie man hier sieht, nutzt er eigentlich jedes Versteck, sobald es sich ihm bietet ...