31. August 2020

Fakten schaffen

 

"Leute, das war wieder mal ein aufregendes Wochenende! Nein, die Menschen sind nicht wieder weggefahren, stattdessen kam Besuch! Sehr nett, aber auch ein bisschen streng, weil sie nämlich selbst auch Katzen hat, und die dürfen offenbar nicht halb so viel wie ich. Also, nicht auf Tische und auch keinen Käse klauen oder einen Kuchenteller abschlecken. Na gut, das darf ich ja auch nicht. Eigentlich. Meine Menschen sagen, ich hätte sie blamiert. Wollte ich gar nicht, aber was soll ich denn machen, wenn da dieses Milchkännchen auf dem Tisch steht, in das mein Kopf nicht reinpasst? Bei dem großen grauen Pott mit der weiten Öffnung merkt gar keiner, wenn ich in einem unbeobachteten Moment mal kurz probiere. Bei dem blöden schlanken Grünen geht das nicht. Also bin ich  mit der Pfote rein, und dann kam der Außer-Haus-Mensch, und dann habe ich mich erschreckt, naja, und da ist er umgefallen. Aber ja draußen, auf dem Gartentisch. Drinnen auf dem Teppich hätten sich die Menschen wahrscheinlich ein bisschen geärgert, aber so ist ja eigentlich gar nichts passiert. Ich habe nicht mal den Krug kaputtgemacht. Und viel mehr Milch bekommen als erwartet, weil es gedauert hat, bis die Menschen mit ihren Wischlappen angerückt sind.

"Ja, ich weiß, ich habe Milch am Ohr und
auf der Stirn und auch sonst überall,
aber sauberlecken kann ich mich später ..."
Ansonsten war es aber schön. Der Besuchsmensch hat mich gekrault und wollte auch gerne mit mir schmusen, aber ihre Katzen mögen es wohl, wenn man sie am Bauchfell streichelt, und da hatten wir ganz am Anfang so eine kurze Situation, äh ... da war ich ein bisschen überfordert. Aber nachher habe ich sie trotzdem auf meinem Sofa sitzen lassen und bin auch einigermaßen nahe an sie ran, weil, eigentlich fand ich sie sehr nett. Ich bin kein einziges Mal in den Keller, im Gegenteil, ich war das ganze Wochenende über eigentlich fast immer bei meinen Menschen - und das war schön, sie waren viel zu Hause, haben im Garten gesessen, leckere Sachen gegessen und viel geredet, und ich mag das ja immer so, wenn ich einfach nur zuhören kann und dann weiß, dass sie da sind. Noch dazu bei schönem Sonnenwetter.

Der einzige, der mir ein bisschen die Laune verhagelt hat, war der olle Moby. Der beansprucht wieder den Terrassenhocker für sich! Da hatten wir dann eine kleine Diskussion, bei der das blöde Ding umgefallen ist, so richtig mit Wumms, und er ist dann weg und ich hinterher, und dann haben wir uns angestarrt und ich habe ihn angefaucht, und dann ist er weggeschlichen, zumindest so ein Stück. Der Büromensch sagt, ich soll nicht ganz so fies zu ihm sein, weil er doch ganz schön erschöpft aussieht. Er ist ja auch schon alt, und es stimmt, ich habe auch gesehen, dass er ziemlich schnell atmet. Aber ich denke, der gibt nicht so ohne Weiteres auf, mit dem habe ich bestimmt noch viel länger zu tun ..."