30. September 2020

Ewige Jagdgründe

 

Schon seit einiger Zeit hatten wir bemerkt, dass Lokis Nemesis, Nachbarskater Moby, immer müder und klappriger wurde - er war mit seinen 15 Jahren auch schon ein richtig alter Herr. Gestern ist Moby nun in die Ewigen Jagdgründe aufgebrochen, und wir werden ihn vermissen - kein graues, grimmiges Gesicht mehr am Wohnzimmerfenster, kein zufrieden eingerollter Gastkater auf dem Hocker auf der Terrasse. Auch, wenn er nie bei uns ins Haus durfte - so oft er das auch immer wieder probiert hat -, war Moby doch ein Teil vom Schleichteam. Ein Charakterkater, eine graue Eminenz, den wir wegen seiner tiefgründigen Augen gerne auch "Old Soul" nannten, und den wir zwar hin und wieder auch verscheuchten, wenn er wieder einmal drohte, unseren kleinen Schwarzweißen zu verhauen, den wir aber trotzdem sehr, sehr gern hatten. Er mochte uns wahrscheinlich auch - jedenfalls rollte er sich gern zu meinen Füßen auf den Rücken, wenn wir uns draußen begegneten, und lud mich mit hellem Maunzen ein, ihn am Kopf zu kraulen.

Loki wird er vermutlich weniger fehlen - zwar hatte er sich in den letzten Monaten nicht mehr von Moby einschüchtern lassen, sondern kräftig zurückgefaucht, aber er hatte immer noch einen Höllenrespekt vor seinem Revierrivalen. Mit Moby war auch nicht zu spaßen, auch wenn er nur noch einen Fangzahn hatte - zu seinen besten Zeiten war er ein kapitaler Bursche mit großen Tatzen und ordentlicher Reichweite, der es überhaupt nicht lustig fand, dass Anfang 2018 zwei junge Kerle in das Revier einbrachen, von dem der Schleichmeister doch immer gesagt hatte, dass es nach seinem Ableben natürlich Moby gehören sollte.

Jetzt hat Loki sein Revier für sich, und Moby jagt an der Seite vom Schleichmeister und seinen drei Geschwistern, die ihm vorausgegangen sind. Farewell, alter Mann. War eine gute Zeit mit dir!