24. Januar 2018

Katzenklappe: mehr Vertrauen wagen!

Ja, die Öffnung der Katzenklappe erwies sich als unumgänglich. Das Isolierkissen war kaum abgebaut, der Riegel wieder auf "rein/raus" gestellt, da war Sherlock auch schon draußen, um buchstäblich zwei Minuten später mit einem Spatz im Maul durch die Klappe zurück ins Wohnzimmer zu tauchen.
Dort hatte er allerdings nicht mit Ober-Krawallo Loki gerechnet, der wie stets, wenn irgendetwas Essbares in seine Reichweite gerät, sofort in den Berserker-Modus schaltete, Sherlock den Vogel entriss und unter drohendem Verteidigungsknurren mit seiner Beute durchs Haus schlich. Sherlock, duldsam wie immer, sah sich das einen Augenblick an, wendete der Szene seiner Schmach dann den Rücken und sprang wieder nach draußen.
Während ich mich noch fragte, ob Loki überhaupt irgendeine Ahnung hatte, dass er da was anderes erobert hatte als eine Plüschmaus mit Polyesterfüllung, verschwand Sherlock im Garten. Loki bespielte seine Beute noch eine gute Viertelstunde, um sie dann allerdings doch rückstandslos aufzufressen; ich konnte ihn gerade noch dazu bringen, das im gefliesten Flur und nicht auf dem von Schwiegermutter ererbten Perserteppich-Imitat im Wohnzimmer zu tun. Der frustrierte Jäger ließ sich noch zweimal blicken: Einmal konnte ich ihn an der Haustür reinlocken, einmal an der Terrassentür, aber beide Male sprintete er sich danach sofort wieder zur Katzenklappe, als wollte er sich versichern, ob die jetzt wirklich immer offen und die Zeit seiner Internierung endgültig vorüber ist.
Nachmittags um vier sah ich ihn dann das letzte Mal. Und dann blieb er weg.
Zwei Suchrundgänge mit klappernder Dreamies-Dose bei fiesem Januarregen blieben erfolglos. Während wir uns schon alle möglichen Vorwürfe machten - hatten wir ihn doch zu früh rausgelassen? War die Idee, ihn mit einem unerzogenen und distanzlosen Teenagerkater zusammenzustecken, der noch dazu die schlechtesten Tischmanieren der westlichen Hemisphäre hat, von Anfang an Blödsinn gewesen? Wollte er einfach nur weg? - genoss er vermutlich das erste Mal seit drei Monaten wieder frische Luft, norddeutsches Schmuddelwetter, jede Menge jagbare Kleintiere und überhaupt FREIHEIT.
Und daher hatte er auch keinerlei Schuldbewusstsein, als er heute Morgen um kurz nach acht gut gelaunt, ausgesprochen schmusig und ein bisschen hungrig im Wohnzimmer stand.
Puh. Und ich hatte mal gedacht, das größte Problem mit zwei neuen Katzen würde die Frage sein, ob ich allergisch bin oder nicht. Ich hatte ja keine Ahnung.

Sherlock chillt erst einmal.

"Wie jetzt, die ganze Nacht nicht geschlafen - wegen mir? Weil ich gestern Abend nicht nach Hause gekommen bin? Leute, was denkt ihr denn, was Katzen nachts machen? Um die Häuser ziehen natürlich! Ihr habt hier ein paar Hektar Ackerland und Wald vor der Tür, sowas kannte ich bisher gar nicht - das ist ja zehnmal besser als in Kiel-Mettenhof, und das musste ich mir natürlich erstmal alles ansehen! Hat euch dieser Schleichmeister denn gar nichts beigebracht?"