3. Juli 2018

SchleichTeam: Die ersten sechs Monate!


Ein halbes Jahr sind Loki und Sherlock jetzt bei uns, und rückblickend staunen wir, was sich in dieser kurzen Zeit getan hat.

Loki ist in den sechs Monaten enorm gewachsen: Aus der Handvoll Kater, die er mit sieben Monaten war, ist ein  langbeiniger, großpfotiger Kerl geworden, der noch immer einen schmalen, dreieckigen Kopf und große Ohren hat, aber dessen Schwanz nicht mehr bleistiftdünn und pinselig, sondern ordentlich katerhaft geworden ist. Bei seinem ersten Tierarztbesuch wog er 2800 Gramm, jetzt ist er bei 4200, und wir vermuten, dass er ausgewachsen ist. Inzwischen ist er nicht mehr ganz so wuselig wie am Anfang, aber immer noch lebhaft, neugierig, frech und verspielt.


Die erstaunlichste Entwicklung, die wir bei ihm beobachten, hat sich gerade in den letzten Tagen vollzogen: Nachdem er zu Beginn sein Futter in Sekunden in sich hineinschlang und wir ihn im Minutentakt von Tischen und Arbeitsplatten pflückten, wo er auf Beutesuche war, hat er inzwischen sogar schon einmal etwas in seinem Napf übrig gelassen, um es eine Stunde später zu fressen. Und seine Menschen durften schon mehrfach in seiner Gesellschaft frühstücken oder mittagessen, ohne sich ständig vor Mundraub wappnen zu müssen. Mit offenen Lebensmitteln oder einem Milchkännchen würden wir ihn zwar trotzdem noch nicht allein lassen, aber der Stressfaktor rund um die Nahrungsaufnahme hat sich für Mensch und Tier enorm verringert. Er hat noch nicht ganz unfallfrei raus, wie man einem Menschen zeigt, dass man ihn gern hat, und krallt gern mal, wenn er sich eine Hand zum freundschaftlichen Lecken ranziehen will, aber auch da ist er schon beträchtlich sanfter geworden. Abends rollt er sich zu gern neben seinem Menschen aufs Sofa.

Zwar liebt er es, draußen zu sein, und er ist inzwischen ein ebenso guter Jäger wie Sherlock, aber er ist immer auf der Hut - im Zweifelsfall bleibt er lieber beim Büromenschen im Haus, wenn die Gefahr besteht, dass er sonst vielleicht auf große Nachbarskater treffen könnte - was der Büromensch aber auch sehr schön findet. Nachts schläft Loki nach wie vor im Haus, während Sherlock gerade dann am liebsten auf Wanderschaft geht.

Sherlock hingegen betrachtet das Haus als ganz netten Unterschlupf, wenn es draußen kalt und nass ist, und als sicheren Futterplatz, aber er ist gern und viel auf Tour. Wenn Loki allerdings gerade mal um die Häuser zieht und Sherlock einen seiner Menschen kurz für sich hat, dann lässt er sich allerdings auch sehr gern ausgiebig kraulen, und man darf kurz sogar am Bauch anfassen. Zwar trägt er immer noch den Peilsender, weil sein Büromensch seine Hubschraubermentalität noch nicht ganz ablegen konnte, aber nötig wäre er vermutlich nicht mehr - Sherlock kommt zwar nicht immer genau zu den Mahlzeiten nach Hause, bleibt aber doch selten länger als vier, fünf Stunden weg, und oft liegt er auch nur draußen auf der Terrasse in seinem Häuschen oder unter der großen Zypresse und bewacht sein Revier. Mittlerweile haben wir erfahren, dass er nicht mehr so häufig über die Bundesstraße pilgert, um auf dem dort gelegenen Bauernhof die Futterplätze der freilebenden Katzen zu plündern, und das erleichtert uns sehr. Seit der kompletten Kastration ist er tatsächlich viel ruhiger geworden.


Er hatte noch mehr als Loki unter den Zahnfleisch- und Rachenentzündungen durch die Caliciviren-Infektion zu leiden, und es gibt auch jetzt immer noch Tage, wo man ihn zum Fressen geradezu überreden muss. Allerdings haben wir auch da schon eine Besserung beobachtet - kürzlich interessierte ihn das Futter tatsächlich sogar so sehr, dass er auf die Arbeitsplatte in der Küche sprang, weil ihm der Mensch beim Dosenöffnen zu langsam war. Während Loki darauf in den ersten Wochen abonniert war, ist das für Sherlock wirklich etwas Neues.

Bei ihm merken wir noch sehr, dass er es lange Zeit gewöhnt war, für sich selbst zu sorgen - er ist weiterhin distanziert, allerdings dabei enorm freundlich. Für kurze Zeit darf man fast alles mit ihm machen, ihn durchaus auch auf den Arm nehmen, aber er hat vom Kontakt zu anderen Lebewesen schnell genug. Loki nimmt darauf allerdings wenig Rücksicht - er rangelt zu gern mit Sherlock, und inzwischen sind sich die beiden von Größe und Gewicht her fast ebenbürtig. Und nachdem wir zu Beginn fürchteten, zwei gründlich inkompatible Tiere zu uns geholt zu haben, kommen die beiden jetzt gut miteinander aus. Selbst, wenn Sherlock die meiste Zeit so tut, als hätte er sich als Einzelkater bei uns auch wohl gefühlt, merkt man dann doch, dass er eine gewisse Beziehung zu dem kleinen Krawallo eingegangen ist - beispielsweise, wenn wir vom Tierarzt zurückkehren, Sherlock als erster aus der Transportbox gelassen wird und er sofort zum anderen Korb schleicht um zu sehen, ob Loki auch wieder nach draußen darf.

Die menschliche Hälfte des Schleichteams ist inzwischen vor allem froh, dass es gesundheitlich Aussicht auf Besserung gibt. Und wir staunen, dass viele Vorsichtsmaßnahmen, die wir am Anfang treffen mussten, nicht mehr nötig sind. Die Schlafzimmertür kann nachts offenbleiben; Loki schläft im Wohnzimmer und wartet morgens geduldig, bis wir wach werden, und Sherlock schläft länger als wir, wenn er da ist. Für das Zerlegen von Gelben Säcken interessieren sich die beiden nicht mehr, seit sie Freigang haben, und auch in der Küche muss nicht sofort immer gleich alles Loki-sicher verpackt werden. Nur gucken wir immer noch viel weniger Fernsehen als früher, wenn die beiden Jungs zuhause sind: Kater-Action ist viel spannender.