13. Dezember 2018

Sabotage


"Duuuu, Sherlock?"
"Hm?"
"Das hab ich doch gut hingekriegt, oder?"
"Was denn?"
"Dass die Menschen jetzt doch nicht wegfahren. Eigentlich wollten die doch heute mit einer Fähre für zwei Tage irgendwohin."
"Jetzt sag bloß, dir ging es gar nicht schlecht? Die Menschen haben sich ganz schön viele Sorgen gemacht, denn dass du den ganzen Tag nichts fressen willst und dann noch völlig schlapp auf dem Sofa liegst, das ist ja so ganz und gar untypisch für dich. Hast du das etwa nur gespielt?"
"Nee ... mir war echt nicht gut. Ich weiß auch nicht, wenn sie erzählen, dass jemand anders uns füttern soll, dann werde ich immer ganz nervös, und dann war mir gestern morgen wirklich schlecht. Ich hätte ja gerne was gefressen, der Büromensch hat mir so viele leckere Angebote gemacht, aber irgendwie ging das nicht."
"Hab ich gemerkt."
"Darüber müssen wir aber auch noch mal reden, du!"
"Wieso?"
"Du warst an meinen Napf! Du hast mein Frühstück gefressen! Ich habe ja immer schon gewusst, dass du eine ganz linke Socke bist - an dein Futter komm ich ja nicht ran, das ist gesichert, aber meins steht so offen in der Küche, da kann ich mir überhaupt nichts einteilen!"
"Das willst du doch auch gar nicht."
"Weißt du doch nicht! Du bist echt ein falscher Fuffziger!"
"Mal geschmeidig bleiben, Kleiner. Du hast den ganzen Tag nicht gefressen. Das hätten die Menschen doch abends eh weggeschmissen."
"Und das hast du morgens schon gewusst, oder was?"
"Du warst so grün unter deinem weißen Fell."
"Wer's glaubt."
"Aber es ist schon cool, dass sie jetzt zuhause sind. Tagsüber ist mir das ja eigentlich egal, und ich glaube, das mit dem Füttern hätte auch gut geklappt, aber dass nachts dann keiner da ist, der mich noch mal wieder rauslässt, das wäre schon blöd gewesen."
"Du hast sie inzwischen echt gut im Griff. Sie könnten aber ja einfach auch die Klappe nachts auflassen, dann müsstest du nicht um drei Uhr an der Schlafzimmertür kratzen. Und wenn sie die Schlafzimmertür aufließen, dann könnte ich ins Bett und nachts richtig toll an einem Menschenfuß krallen ..."

"Das wollen die nicht, du."
"Weiß ich."
"Und das mit der Klappe liegt ja auch nur daran, dass sie dir nichts zutrauen, wenn es nachts dunkel ist."
"Ich war aber schon im Dunkeln draußen! Es ist morgens ja auch noch ganz finster, wenn ich rausgeh, und manchmal vergessen sie es nachmittags ja auch, das Ding zuzumachen, und ich kann noch eine Runde drehen. Ich weiß gar nicht, was sie wollen, ich komme doch immer wieder! Und ich habe doch auch noch den Sender am Hals!"
"Der Büromensch ist halt noch traumatisiert von deinen Ausflügen im Sommer."
"Da war ich ja auch noch klein, jetzt habe ich das im Griff."
"Das wird wohl noch dauern, bis sie dir das glauben."
"Menno."
"Geht's denn jetzt wieder? Du hast mich ewig nicht mehr geleckt."
"Naja, so ein bisschen komisch ist mir immer noch. Aber als ich gehört habe, dass sie mit mir zum Tierarzt wollten, da habe ich gedacht, ach, da lecke ich doch lieber ein bisschen Malzcreme, und als ich die im Maul hatte, ging es mit Schlucken auch wieder, und dann hatte ich doch ganz schön Hunger."
"Na dann. Gute Besserung, kleiner Loki."

Tatsächlich war Loki gestern sehr elend, und wir haben uns wirklich Sorgen gemacht. Heute hat er zwar immer noch die meiste Zeit auf dem Sofa geschlafen und sich sogar am Bauch anfassen lassen, ohne sofort mit allen vier Pfoten zu krallen, aber das Futter scheint schon wieder zu schmecken, und er läuft auch wieder neugierig mit in die Küche, von daher waren wir dann heute doch nicht gleich beim Tierarzt. Unseren Ausflug nach Göteborg konnten wir glücklicherweise problemlos umbuchen - vielleicht hat Loki im Februar ja weniger dagegen einzuwenden, dass seine Menschen sich woanders amüsieren.