29. Mai 2019

Happy birthday, Loki!


Kleiner Mann, ganz groß: Zwar schielt er immer
noch ein bisschen, wenn er sich konzentriert,
aber die würdevolle Katzenhaltung mit dem
um die Beine geschlungenen Schwanz hat er
inzwischen prima  drauf.
Ganz sicher sind wir bezüglich des Datums natürlich nicht, schließlich war Loki ein Fundtier, von dem niemand so genau weiß, was er erlebt hat, bevor er am 21. Oktober 2017 in Gettorf in der Herrenstraße eingefangen und ins Kieler Tierheim Uhlenkrog gebracht wurde. Der Tierarzt schätzte ihn damals auf ein halbes Jahr und legte seinen Geburtstag daher in den Mai 2017: Loki ist jetzt zwei Jahre alt.

Damit ist der kleine Krawallo offiziell erwachsen, und tatsächlich merkt man das auch. Noch bis vor kurzem zeichnete sich unser unruhiger Wibbel dadurch aus, dass sein Schwanz keine Sekunde lang ruhig blieb, sondern stets in neugieriger Aufregung hin und her ging. Inzwischen trägt er seine Rute zwar immer noch am liebsten in interessierter Fragezeichenstellung hoch erhoben, und er geht seinen Menschen auch immer noch gern um die Beine, wenn die sich in die Küche verirren. Aber er bleibt auch schon mal gemütlich auf seinem Aussichtsposten an der Wohnzimmertür liegen, wenn er gerade erst gefüttert wurde. Und vorgestern hat er - zum ersten Mal, wenn ich mich recht erinnere - sein Trockenfutter mittags nicht gleich komplett vernichtet, sondern sich eine kleine Portion übriggelassen, um die eine Stunde später aufzufressen.

Nach fast eineinhalb Jahren bei uns hat Loki sich entspannt. Inzwischen kann man ihn einigermaßen verletzungsfrei aus der Hand fressen lassen, und er krallt nicht mehr nach seinen Menschen, sobald die etwas Essbares in seine Nähe bringen. Wir dürfen in seiner Anwesenheit auch an einem niedrigen Tisch essen, ohne dass er sofort etwas zu klauen versucht; ausgedehnte Frühstücke mit Freunden, die vor einem Jahr noch richtig problematisch waren, sind inzwischen für alle Beteiligten völlig stressfrei. Loki hat gelernt, auf höhere Schränke und über Zäune zu springen, und die kleinen Malheurs, die uns im ersten halben Jahr unseres Zusammenlebens noch regelmäßig dazu brachten, unsere Badematte zu waschen, sind schon lange Geschichte.

Mein Mensch! Mein Sessel! Mein Reich!
Und obwohl wir uns das zu Anfang, als er noch völlig aus Krallen und Zähnen bestand, gar nicht vorstellen konnten, ist Loki zu einem echten Schmusekater geworden, der die Nähe seiner Menschen sucht, viel Körperkontakt haben möchte und sich gern und ausdauernd kraulen lässt, solange man nicht so dreist ist, ihn am Bauch anfassen zu wollen.

Mein Aussichtsplatz! Hier habe ich alles im Blick!

Loki ist ein Kater von festen Gewohnheiten geworden: Morgens, wenn die Klappe um fünf aufgeht, macht er erst einmal eine kleine Runde durch die Nachbarschaft. Nach dem Frühstück verbringt er den Tag wechselweise draußen im Garten oder gemütlich auf einem Aussichtsposten im Wohnzimmer, holt sich gegen zehn Uhr, wenn der Büromensch Kaffee macht, sein Knabberstäbchen ab, und gegen Mittag findet er sich in der Küche ein, um auf keinen Fall zu verpassen, wann der Mensch oder der Automat die nächste Mahlzeit serviert. Zwischen seinen Ausflügen lässt er sich eigentlich immer alle ein oder spätestens zwei Stunden wieder einmal drinnen blicken; wir vermuten, dass sein Radius gar nicht so groß ist, sondern vor allem die angrenzenden Gärten umfasst. Er trägt noch immer den kleinen Sender, der etwa 80 Meter Reichweite hat, und in den allermeisten Fällen haben wir ihn von der Terrasse aus mit dem Suchgerät anpeilen können, wenn er sich einmal verspätet hatte.

Meine Haustür! Ha, ich hatte viel schneller raus
als Sherlock, wie die funktioniert!
Abends geht er gern noch einmal raus, ist aber meist vor acht wieder zurück, wenn die Klappe schließt; dann möchte er gern mit seinen Menschen schmusen. Er hat sich daran gewöhnt, dass er nachts drinnen schläft. Sherlock lässt es sich zwar immer noch nicht nehmen, nachts sein Revier zu patrouillieren, aber erfreulicherweise besteht Loki nicht darauf, ihn zu begleiten; manchmal interessiert es ihn nicht einmal, wenn wir die Tür noch einmal aufmachen. Das macht den Büromensch sehr glücklich, der ja doch immer noch ein bisschen nervös ist, wenn die beiden unterwegs sind.

Zwar ist Loki allgemein sehr vorsichtig und leicht zu erschrecken, aber Menschen gegenüber ist er sehr aufgeschlossen und neugierig; überhaupt ist er im Haus und im Garten immer sehr interessiert daran, was seine Zweibeiner gerade machen (vor allem, wenn sie eine Gießkanne in der Hand haben und er die Möglichkeit bekommt, mit Wasser zu spielen). Im Gelände tut er allerdings auch gern mal so, als ob er seine Dosenöffner überhaupt nicht kennt, wenn gerade alles andere spannender ist. Mit seiner Nemesis Moby, vor dem er sich zu Anfang sehr gefürchtet hat, hat er sich inzwischen einigermaßen arrangiert - wenn der alte Herr bei uns auf der Terrasse schläft, schleicht Loki seit neustem recht unbeeindruckt an ihm vorbei.

Meine Terrasse! Mein Revier! Mein Platz - wenn Moby nicht da ist ...

Gelegentlich schlägt seine Eifersucht noch durch: Wenn Sherlock zu viel Aufmerksamkeit von seinen Menschen bekommt, muss Loki dazwischengehen. Sherlock hat inzwischen aber raus, wie er sich seine Streicheleinheiten zu Zeiten holt, in denen der Krawallo gerade unterwegs ist. Ansonsten ist Loki aber der freundlichste und liebenswerteste Kater, den man sich nur wünschen kann - nie zickig, nie divenhaft, immer für ein kleines Abenteuer zu haben.

Schön, dass es dich gibt, kleiner Mann!