26. November 2019

Geborgte Zeit


Sechs Tage haben wir um Loki gebangt, jetzt ist unser kleiner Krawallo wieder zuhause. Nach zwei Tagen Teilnahmslosigkeit und Atemnot, vier Tagen Sauerstoffbox und schließlich der wenig schönen Diagnose, dass er an einer angeborenen Verdickung des Herzmuskels leidet - hypertrophe Kardiomyopathie heißt das hässliche Fremdwort - und wahrscheinlich kein sehr alter Kater werden wird.
Aber nachdem wir am Samstag schon fürchteten, dass wir ihn gehen lassen müssten, weil es ihm so schlecht ging, sind wir trotz dieser Aussicht einfach nur froh, dass er es noch einmal geschafft hat - dank der schnellen Überweisung unserer Tierärztin in die Kleintierklinik und der guten Behandlung, die er dort bekommen hat. Heute geht es ihm wieder richtig gut, er ist wieder bei seinen Menschen, ein bisschen ungehalten darüber, dass er noch nicht wieder nach draußen durfte, und erst einmal damit beschäftigt, den Stress der letzten Tage wegzuschlafen. Und gefressen hat er auch schon wieder richtig.
Glücklicherweise hatte er wohl bisher nur ein paar seiner sieben Leben ausgegeben und noch ein, zwei in Reserve. Jetzt gibt es für ihn Herztabletten, und wir sollen ein Atemtagebuch führen, bei dem wir regelmäßig protokollieren, wie viele Atemzüge er in der Minute macht, um Verschlechterungen rechtzeitig erkennen zu können. Loki lebt ab jetzt von geborgter Zeit, wie die Briten sagen. Aber die werden wir uns richtig schön machen. Und hoffen, dass wir ihn trotzdem noch ganz, ganz lange haben werden.