28. April 2020

Schreck in der Abendstunde

Wie behauptete Loki noch vor ein paar Tagen: "Ich gucke alle ein, zwei Stunden zuhause rein"? Je wärmer und spannender es draußen wird, desto eher kommt es dann doch einmal vor, dass er sich länger Zeit lässt. Gestern zum Beispiel machte er sich um halb vier auf einen Zug durch die Gemeinde und war um sechs noch nicht wieder zurück. Eigentlich gar kein Problem - es war heller Nachmittag, und zweieinhalb Stunden sind für einen ausgewachsenen Kater ja auch keine Zeit; vermutlich hatte er die erste Stunde davon sogar gemütlich unter der Zypresse verschnarcht -, aber sein Hubschraubermensch wollte dann doch mal gucken, ob Loki irgendwo in der Umgebung war. Schließlich ging es aufs Abendessen zu, und Loki hat inzwischen wieder so viel Appetit, dass er eigentlich in der Stunde vor der Futterzeit um sieben zuhause ist, um seine Menschen davon zu überzeugen, dass ihre Uhr nachgeht.

Also raus mit dem Tracker und ein Signal anpeilen. Kein Treffer, nirgendwo. Nicht hinterm Haus, und auch nicht an der Grundstücksgrenze hinterm Carport, obwohl man dort meistens Kontakt hat, wenn er auf dem Feld Mäuse jagt. Das war dann doch ziemlich ungewöhnlich. Ich machte mich also auf die Suche, ging die bekannten Wege ab, den Tracker immer im Anschlag, aber nirgendwo war eine Spur von Loki. Auch nicht auf dem verlassenen Hof auf der anderen Seite der Bundesstraße, wo wir ihn ja sonst schon mal eingesammelt haben.

Ziemlich nervös und frustriert kam ich also eine halbe Stunde später nach Hause zurück - um von Loki begrüßt zu werden, der auf der Kommode im Flur saß und mich indigniert anguckte. Wie die Katzenklappe verriet, war er genau zwei Minuten, nachdem ich die Haustür hinter mir zugezogen hatte, durch die Klappe reingekommen, um dann empört festzustellen, dass das Personal verschwunden war und er niemanden in die Hacken beißen konnte, damit man ihm eine Tüte Futter aufreißt. Wie sich herausstellte, war die Batterie von Lokis Halsband-Sender leer, und vermutlich war der Herr die ganze Zeit in der Nähe gewesen. Was mir wohl wieder einmal sagen soll, frei nach Willy Brandt: Mehr Vertrauen wagen ...