Vorgestern standen wir zum ersten Mal vor dem Mysterium, dass morgens
zur Futterzeit zwar ein treuer Loki vor der Schlafzimmertür wartete, von
Sherlock aber nichts zu sehen war. Im Wohnzimmer, im Keller, unter dem
Bett im Gästezimmer, in seinem Nest im Arbeitszimmer - keine Spur von
unserem grauen Herrn. Während in der Küche dann aber das Frühstück
vorbereitet wurde, spazierte er ganz gelassen zur Tür herein - woher
auch immer.
Heute Morgen dann dasselbe Bild: Ein hungriger Loki vor der Tür, aber im
ganzen Haus kein Sherlock. Die Klappe war, wie eine kurze Prüfung ergab,
vorschriftsmäßig verriegelt und nach draußen nicht zu öffnen. Und
trotzdem machte es, während in der Küche die Dose Hühnerhappen in Gelee
geöffnet wurde, "Klack-klack", und ein gut gelaunter Sherlock erschien,
mit feuchten Pfoten und kaltem Fell, sprich: unverkennbar von draußen.
Wie unser Papillon es fertigbringt, eine Klappe zu öffnen, die sich nach
außen erwiesenermaßen nicht aufdrücken und selbst von Menschen mit
opponierbaren Daumen und halbwegs geschickten Zeigefingern nach
innen nur einen halben Zentimeter weit aufziehen lässt, bevor sie an die Chipverriegelung stößt, ist uns ein Rätsel. Die einzige Erklärung wäre,
dass die Klappe, wenn er nahe genug an die Öffnung geht, seinen Chip
registriert und den Zapfen einzieht, so dass sie dann nach innen aufgeht. Und dass das das
unserem Ausbrecherkönig genügt, das wissen wir ja schon.
Das könnte jedenfalls auch erklären, wieso wir seit Weihnachten ungefähr
durchschlafen dürfen, auch wenn er nachts im Haus ist. Wir dachten ja,
naiv wie wir sind, dass er sich einfach daran gewöhnt hat, drinnen zu
schlafen, und deswegen nicht mehr an der Schlafzimmertür kratzt. So aber
steht zu vermuten, dass er keine Lust mehr hatte, auf die
unzuverlässigen, verpennten Zweibeiner zu warten, und die Sache lieber
selbst in die Hand genommen hat ...