10. Februar 2019

Papillon

Vorgestern standen wir zum ersten Mal vor dem Mysterium, dass morgens zur Futterzeit zwar ein treuer Loki vor der Schlafzimmertür wartete, von Sherlock aber nichts zu sehen war. Im Wohnzimmer, im Keller, unter dem Bett im Gästezimmer, in seinem Nest im Arbeitszimmer - keine Spur von unserem grauen Herrn. Während in der Küche dann aber das Frühstück vorbereitet wurde, spazierte er ganz gelassen zur Tür herein - woher auch immer.

Heute Morgen dann dasselbe Bild: Ein hungriger Loki vor der Tür, aber im ganzen Haus kein Sherlock. Die Klappe war, wie eine kurze Prüfung ergab, vorschriftsmäßig verriegelt und nach draußen nicht zu öffnen. Und trotzdem machte es, während in der Küche die Dose Hühnerhappen in Gelee geöffnet wurde, "Klack-klack", und ein gut gelaunter Sherlock erschien, mit feuchten Pfoten und kaltem Fell, sprich: unverkennbar von draußen.

Wie unser Papillon es fertigbringt, eine Klappe zu öffnen, die sich nach außen erwiesenermaßen nicht aufdrücken und selbst von Menschen mit opponierbaren Daumen und halbwegs geschickten Zeigefingern nach innen nur einen halben Zentimeter weit aufziehen lässt, bevor sie an die Chipverriegelung stößt, ist uns ein Rätsel. Die einzige Erklärung wäre, dass die Klappe, wenn er nahe genug an die Öffnung geht, seinen Chip registriert und den Zapfen einzieht, so dass sie dann nach innen aufgeht. Und dass das das unserem Ausbrecherkönig genügt, das wissen wir ja schon.

Das könnte jedenfalls auch erklären, wieso wir seit Weihnachten ungefähr durchschlafen dürfen, auch wenn er nachts im Haus ist. Wir dachten ja, naiv wie wir sind, dass er sich einfach daran gewöhnt hat, drinnen zu schlafen, und deswegen nicht mehr an der Schlafzimmertür kratzt. So aber steht zu vermuten, dass er keine Lust mehr hatte, auf die unzuverlässigen, verpennten Zweibeiner zu warten, und die Sache lieber selbst in die Hand genommen hat ...