17. März 2019

Kumpels




"Duuuu, Sherlock ...?"
"Hmmmm ..."
"Schläfst du?"
"Hmmmm."
"Ich hab mich mal hier neben dich gelegt, nur mal gucken, ob es dir gut geht mit deinem Kopf."
"Hmmm. Das ist nett. Ist aber alles okay. Meinem Brummschädel von letzter Woche geht's besser, und jetzt fängt das langsam an zu jucken, das ist ein gutes Zeichen. Wie sieht es denn aus?"
"Also, da sind so drei kleine Löcher, wo die Krallen rein sind, und ein großes Dreiangel, aus dem du geblutet hast, aber inzwischen ist da Schorf drauf."
"Na dann. Sag ich doch."
"Die Menschen waren ja ein bisschen besorgt, weil sie ja auch nicht da waren, als das passiert ist. Aber eigentlich haben wir das doch alles gut hingekriegt, obwohl diesmal nur einmal am Tag jemand gekommen ist, um uns zu versorgen."
"Dafür aber ja unsere Donnerstagsfrau, die magst du doch so gerne."
"Du nicht?"
"Doch, ich auch. Und es war ja auch toll, weil sie sich morgens so viel Zeit für uns genommen hat."
"Du hast dich sogar streicheln lassen, ich war ganz platt ... Tagsüber war es dann trotzdem bisschen langweilig, aber wir konnten ja raus, zumindest bis abends. Ist ganz komisch, irgendwann klemmt unsere Klappe immer, auch, wenn sie den ganzen Tag über gut funktioniert."
"Das ist eine automatische Verriegelung, kleiner Loki. Zeitschaltuhr. Neumodischer Kram, und überhaupt ist diese neue Klappe ein bisschen blöd ... ich habe noch immer nicht rausgekriegt, wie die sich aufhebeln lässt, deswegen bin ich einfach abends etwas länger weggeblieben."
"Wieso willst du nachts überhaupt immer raus? Da haut dir nur einer was aufs Hirn, haste ja gesehen! Du könntest mir einfach Gesellschaft leisten, wir jagen uns dann die Treppe rauf und runter und über das Gästebett und unterm Gästebett, und dann spring ich dir in den Nacken und leck dir den Backenbart ..."


"So viel zu der Frage, wieso ich nachts ganz gerne mal rausgehe. Du pennst doch außerdem sowieso die meiste Zeit. Als ich mit meiner blutenden Rübe wieder rein bin, habe ich dich erst gar nicht wach bekommen. Erst, als ich an meinen Fressnapf bin und die Automatik gesummt hat, hast du gemerkt, dass ich wieder da bin."
"Aber Fressen klauen durfte ich trotzdem nicht."
"Du hast doch jetzt auch einen Futterautomaten. Pünktlich um eins und abends um sechs hat der sich doch immer aufgemacht."
"Jaaaa ... das ist doof, dem Automat kann man nicht um die Beine gehen, und wenn ich 'eooowww' mache, dann interessiert den das gar nicht, da muss ich wirklich immer warten, bis Essenszeit ist."
"Aber sonst war es doch ganz okay."
 "Klar, Hauptsache, es gibt was. Du hattest einen ganzen Berg Fressen bei dir drin ..."
"Für den ganzen Tag halt. Ich teile mir das ein."
"Hm-hm."
"Lernst du auch noch, eines Tages."
"Meinst du, die Menschen fahren jetzt öfter weg?"
"Vielleicht. Aber sie kommen ja wieder. So ein paar Tage kriegen wir doch rum. Die machen gerne mal ein paar Tage irgendwo Urlaub."
"Jaaaa ... ich finde das doof."
"Ich finde es auch schöner, wenn die Menschen da sind und hier ein bisschen Leben ist ... man kann so gut schlafen, wenn im Arbeitszimmer diese Tastatur klappert. Das mag ich."
"Ich liege so gern bei dem Außerhaus-Menschen abends auf dem Sofa und gucke fernsehen. Aber du hast recht, so ein paar Tage schaffen wir. Wir sind ja zusammen. Wir sind Kumpels."
"Hm."
"Sind wir doch? Warte, ich dreh mich mal um."


"Ja, klar. Wir sind Kumpels. Und leck mich jetzt bloß nicht."
"Nee. Aber du darfst deinen Kopf an meinen Fuß legen, wenn der noch so juckt."
"Hm-hm."
"Schnarch ..."